zum Hauptinhalt
Weltacker. Im IGA-Campus in Marzahn wird die Zukunft des urbanen Gärtnerns erforscht.

© Britta Pedersen/dpa

Die Sparkolumne: Wer braucht schon Tabak?

Wenn man die Welt unter allen Menschen aufteilte, bekäme jeder Mensch 2000 Quadratmeter. Was man darauf alles anbauen könnte!

Von Andreas Austilat

Neulich war ich in der Internationalen Gartenausstellung in Marzahn. Da gab es eine Stelle, die hat mich irritiert. Mehr als das, für einen kurzen Moment war ich regelrecht besorgt. Nicht, weil ich sie irgendwie misslungen fand, im Gegenteil.

Es handelt sich um den Weltacker im südöstlichen Teil des Parks, nicht weit vom Wuhleteich. Auf 2000 Quadratmetern haben sie dort angepflanzt, was ein Mensch im Jahr zum Leben braucht. 2000 Quadratmeter deshalb, weil das der Ackerfläche entspricht, die jedem der gegenwärtig siebeneinhalb Milliarden Erdbewohner zur Verfügung steht. Die reicht vollkommen aus, ihn satt zu machen und darüber hinaus auch mit Genussmitteln wie Tee, Kakao und Tabak zu versorgen. Oder mit Baumwolle, sich zu kleiden. Trotzdem fing ich sofort an zu rechnen. 2000 Quadratmeter für jeden. Was, wenn die Fläche mal nicht mehr für alle reicht!

Tabak verbraucht genauso viel Fläche wie Tomaten

Allein Zwiebeln werden auf dieser Erde auf 4,4 Millionen Hektar geerntet, das entspricht rund 0,29 Prozent der Weltanbaufläche, stand da, ergo wurden auf dem Weltacker sechs Quadratmeter mit Zwiebeln bepflanzt. Genauso viele gehen für Tomaten drauf, Gurken beanspruchen in der Rechnung die Hälfte, Bohnen dagegen gibt es satt, die wachsen auf 29,1 Millionen Hektar oder 39 Quadratmetern in Marzahn. Und am Ende des symbolischen Weltackers werden auf sechs Quadratmetern Tabak angebaut. Tabak verbraucht also weltweit genauso viel Fläche wie Tomaten oder Zwiebeln!

Ich rauche nicht, jedenfalls nicht mehr. In meiner persönlichen Bilanz würde ich schon einmal sechs Quadratmeter sparen. Ich bräuchte also nur noch 1994 Quadratmeter.

Grüne Bohnen statt Hortensien - ob das hilft?

Wieder zu Hause, schaute ich in unseren Garten. Der ist deutlich kleiner als die für einen vierköpfigen Haushalt erforderliche Fläche. Selbst wenn wir die Gurken vom Speiseplan streichen. Dabei versuche ich schon eine Menge. Wir haben zum Beispiel ein Hochbeet. Vielleicht ließen sich in der Etage darunter Kartoffeln ... Wäre wahrscheinlich zu dunkel.

Ich könnte natürlich einige Blumen unterpflügen. Die Hortensien etwa. Die meisten ihrer Blätter haben seit dem späten Frost im April ohnehin einen braunen Rand. Wenn ich an ihrer Stelle grüne Bohnen pflanzte, vielleicht würde das helfen.

Dann fiel mein Blick auf unsere Erdbeeren. Die haben sich ziemlich mickrig entwickelt. Ebenso die Pflaumen, wohl wegen des kühlen Frühjahrs. Hoffentlich waren andere Gärtner erfolgreicher. Und geben mir im Notfall etwas ab. Womit wir bei der Frage der Verteilungsgerechtigkeit wären.

Zur Startseite