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So soll es gehen künftig: Das Fahrrad wird per Smartphone ver- und entriegelt.

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Digitales Fahrradschloss ermöglicht Bike-Sharing: Leih mir mal Dein Rad

Ein Berliner Startup baut ein digitales Fahrradschloss. Damit kann das Rad auch geteilt werden.

Berlin und das Fahrrad sind zwei, die zusammengehören. Nun könnte die Liebe einen neuen Frühling erleben. Ein neuartiges digitales Fahrradschloss soll beide noch stärker aneinander binden und dennoch Fremdgehen erlauben. Das innovative Schloss lässt sich nicht nur per Smartphone bedienen, es ermöglicht dem Fahrrad auch Seitensprünge in Form von Bike-Sharing. Verantwortlich für diese verwegene Idee ist das junge Berliner Startup-Unternehmen Clyc.

Viele Menschen, die im Internetzeitalter groß geworden sind, träumen von einer genialen Idee, mit der sie die Welt verändern können. Unternehmen wie Google, Apple oder Facebook haben vorgemacht, dass man mit einer einfachen Idee, die auf bereits existierenden Technologien basiert, innerhalb weniger Jahre die Welt tatsächlich umkrempeln kann: Eine Suchmaschine, ein Smartphone und ein soziales Netzwerk haben in den letzten Jahren unser Arbeits- und Privatleben grundlegend verändert. Kein Wunder, dass Berlin als kreativer Hotspot und App-Zentrum Europas besonders viele Visionäre der IT-Branche beherbergt.

Idee kam per Fernbedienung

Einer von ihnen ist Michael L. Usher. Der gebürtige New Yorker lebt schon seit einigen Jahren in Berlin. Neben seiner Tätigkeit in einer Unternehmensberatung hat er stets Ausschau nach unentdecktem Kapital der Großstadt gehalten. Und wie so oft kam auch ihm seine geniale Idee in den raren Momenten eines Geistesblitzes, als er eins und eins zusammenzählte: Eines Tages war ich auf dem Weg zu meinem Fahrrad, als ich eine SMS bekam. Ich stand plötzlich vor meinem Fahrrad und sah im gleichen Moment, wie jemand sein Auto per Fernbedienung öffnete und wegfuhr. Dann schaute ich auf mein Smartphone und mein Fahrrad und dachte mir: wäre es nicht toll, mein Fahrradschloss so zu öffnen, wie die Person ihr Auto öffnete", erzählt der Jungunternehmer.

Also begab er sich auf die Suche nach einer Lösung, wie das Fahrrad per Smartphone kontrolliert werden kann. Unterstützung fand er bei der Berlin Startup Academy (BSA), die Existenzgründer auf ihrem Weg zum eigenen Unternehmen begleitet und dabei mit Mentoring, Erfahrungswerten und Kontakten versorgt. So wurden hier die Grundsteine für Clyc gelegt, das Michael L. Usher gemeinsam mit seinem Geschäftspartner Lars Kopmann gründete. Mit dem digitalen Fahrradschloss haben sie nicht nur die BSA begeistert, sondern auch den Telekom-Startup-Inkubator hub:raum, der das Projekt finanziell fördert.

275 Millionen Fahrradbesitzer in Europa

Die Idee vom vernetzten Schloss könnte auch das Fahrrad ins digitale Zeitalter befördern: "Wir hoffen, eine Brücke zu bauen und die lange vernachlässigte Kluft zwischen dem mechanischen Fahrrad und der vernetzten Digitalgesellschaft zu schließen." Mit Clyc ist der Zugang zum Fahrradschloss über das Smartphone möglich. Dabei sind Funktionen wie eine Alarmanlage und GPS-Ortung integriert. Vor allem aber erlaubt es das schlüssellose Teilen des Rades. Clyc verbindet dabei das digitale Fahrradschloss mit einer Mobile-App und einer Sharing-Plattform zu einem Gesamtpaket für Privatkunden. So kann es praktisch jeder nutzen. Der Markt in Europa ist riesig. Laut Clyc gibt es 275 Millionen Fahrradbesitzer. Jeder einzelne von ihnen kann sein Fahrrad so zur Einnahmequelle machen.

Michael L. Usher (rechts) bei einer Präsentation seiner App. Die Realisierung des digitalen Schlosses steht kurz bevor.
Michael L. Usher (rechts) bei einer Präsentation seiner App. Die Realisierung des digitalen Schlosses steht kurz bevor.

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Kein Wunder, dass die Vision von Clyc über das digitale Schloss mit besonderem Sicherheits- und Komfortaspekt hinausgewachsen ist. Das große Ziel ist jetzt eine Bike-Sharing-Plattform für Privatkunden. Die Deutsche Bahn hat es mit ihrem "Call a Bike" in Berlin vorgemacht: Einfach ein Fahrrad gegen Gebühr da mieten, wo es gebraucht wird. Viele internationale Städte wie Kopenhagen, Amsterdam oder New York bieten ähnliche Sharing-Konzepte an. Allerdings ist man an die vorgegebenen Abgabestellen gebunden. Meistens steckt jedoch ein großer Sponsor dahinter, der davon profitiert.

Ein viel größerer Markt

Das Besondere an dem Sharing-Konzept von Clyc ist aber, dass jeder, der ein eigenes Fahrrad besitzt, es auch teilen kann und damit eigenen Profit macht. "Unser Ansatz ist ein gemeinschaftliches Profitmodell", erklärt Usher. Im Grunde gehe es darum, den Menschen die Macht zu geben und die Technologie zu geben. "Wir respektieren die bestehenden Geschäftsmodelle und glauben, dass sie ganz gut funktionieren. Doch wir sehen einen viel größeren, unerschlossenen Markt für diejenigen, die bereits ein Fahrrad besitzen", sagt Usher.

Wenn man bedenkt, dass im ersten Quartal 2013 fünfzig Prozent aller verkauften Mobiltelefone Smartphones waren, dann ist Usher sicherlich auf dem richtigen Weg. Er glaubt, dass die neuen Gewohnheiten mit internetfähigen Geräten auch neue Erlebnisse benötigen. "Wir sehen was möglich ist, nicht was da ist", fügt er hinzu. Momentan arbeitet er mit seinem Team hart daran, das Produkt bis zur Marktreife zu bringen. Wenn alles klappt, dann darf die romantische Verbindung von Stadt und Fahrrad ihren zweiten Frühling erleben. Und aus dem Fremdgehen beim Teilen würde pures Vergnügen ohne schlechtes Gewissen.

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