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Vattenfall will sich als verantwortungsbewusst handelnder Dienstleister zeigen.

© dpa

Energie: Vattenfall will 1,4 Milliarden in Berlins Stromnetz investieren

Vattenfall möchte auch künftig das Berliner Stromnetz betreiben. Die Leitungen müssen modernisiert und ausgebaut werden. Dazu will der Konzern in den nächsten zehn Jahren 1,4 Milliarden Euro ausgeben.

Wenn irgendwo ein neues Stadtquartier entsteht, ist der Strom schon da – ob in der Europacity am Hauptbahnhof oder am Rande des Tempelhofer Feldes. Und wenn an den Straßenrändern die Elektroautos an die Ladesäulen gestöpselt werden, sollten in den Häusern ringsum nicht gleich die Sicherungen rausfliegen. Dasselbe gilt für den 147er Bus zwischen Haupt- und Ostbahnhof, den die BVG als Pilotprojekt elektrisch fahren und per Induktion an bestimmten Haltestellen aufladen will: berührungslos aus der Fahrbahn. 1,4 Milliarden Euro will Vattenfall in den nächsten zehn Jahren – zusätzlich zur ohnehin fälligen Instandhaltung – investieren, um das Berliner Stromnetz für solche Anforderungen zu präparieren.

Streng genommen war es nicht mehr Vattenfall, sondern die „Stromnetz Berlin GmbH“, die am Dienstag ihren Zehnjahresplan präsentierte. Seit Anfang April trägt die zuvor „Distribution“ genannte Netztochter des Energiekonzerns den neuen Namen. Mit dem frischen Etikett setzt der Konzern eine Vorgabe von EU und Bundesnetzagentur um, wonach der Betreiber des Stromnetzes für die Kunden nicht mit einem der vielen Stromanbieter zu verwechseln sein soll.

Der Chef ist allerdings ebenso gleich geblieben wie die Botschaft, die hinter den Informationen steckt: Vattenfall möchte auch künftig das Berliner Stromnetz betreiben und präsentiert sich deshalb als langfristig und verantwortungsbewusst handelnder Dienstleister. Ende 2014 wird die Konzession für den Betrieb des Netzes neu vergeben – und die gut organisierte Initiative „Berliner Energietisch“ treibt mit einem Volksbegehren die rot- schwarze Regierungskoalition vor sich her, damit das – ähnlich wie die Wasserbetriebe – in den 1990er Jahren privatisierte Netz möglichst wieder in kommunale Hand gelangt. Dazu muss die Kommune – konkret: eine Abteilung in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung – die bevorstehende Ausschreibung mit voraussichtlich acht Bewerbern gewinnen.

Wer auch immer den Zuschlag erhält: „Wenn er das Netz verantwortungsvoll betreiben will, muss er genau diese Projekte umsetzen“, sagte Stromnetz-Chef Helmar Rendez. Gemeint sind die Modernisierungen, damit das Netz die schwankende Einspeisung von Ökostrom verkraftet, den Bedarf von immer mehr E-Autos deckt und zugleich die wegen ihrer Hochleistungscomputer sensible Wirtschaft vor Ausfällen bewahrt. 250 000 zusätzliche Einwohner sowie 20 000 neue Solarstromanlagen bis 2030 und 30 000 Elektroautos bis 2020 – das sind die Eckdaten, mit denen Vattenfall rechnet.

Auch für die Kunden wird sich einiges ändern: Die bisher nur im Märkischen Viertel eingebauten „intelligenten Stromzähler“ sollen bis 2020 zum Standard werden; für solche mit relativ hohem Verbrauch wohl schon früher. Hintergedanke der Politik: Wer ständig seinen momentanen Stromverbrauch ablesen kann, wird weniger verschwenden. Und wer seine Waschmaschine sonntags anschaltet, wenn gerade viel Wind weht, aber wenig Energie gebraucht wird, bekommt den Strom billiger.

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