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Berlin: 10 Jahre Hauptstadtbeschluss: Am Pendeln keinen Spaß mehr

Parlament und Regierung wollten ihren Beschäftigten den Übergang von Bonn nach Berlin so sanft wie möglich gestalten. Und so fasste das Kabinett 1999 einen sehr sozialen Beschluss für die zunächst 5500 Mitarbeiter, die ab September 1999 ihren Pflichten in der neuen Hauptstadt nachgehen sollten: Bis zu dem Zeitpunkt, an dem sie sich in Berlin häuslich eingerichtet haben, durften sie am Wochenende auf Kosten des Steuerzahlers zwischen Spree und Rhein pendeln.

Parlament und Regierung wollten ihren Beschäftigten den Übergang von Bonn nach Berlin so sanft wie möglich gestalten. Und so fasste das Kabinett 1999 einen sehr sozialen Beschluss für die zunächst 5500 Mitarbeiter, die ab September 1999 ihren Pflichten in der neuen Hauptstadt nachgehen sollten: Bis zu dem Zeitpunkt, an dem sie sich in Berlin häuslich eingerichtet haben, durften sie am Wochenende auf Kosten des Steuerzahlers zwischen Spree und Rhein pendeln.

In diesem Sommer läuft das Pendlerprogramm aus - dann hatten die Bonner zwei Jahre Zeit, sich mit Berlin zu arrangieren. Von den ehemals 4700 Bundesbeschäftigten, die den Shuttle-Service nutzten, sind jetzt noch 900 übriggeblieben. Das Programm wird nicht verlängert. Danach müssen diejenigen, die noch immer lieber jedes Wochenende nach Bonn fahren, die Kosten selber tragen und werden die Fahrten zum Arbeitsplatz wie jeder normale Arbeitnehmer nur noch über die Steuer geltend machen können. Im Bundesverkehrsministerium rechnet man damit, dass sich bis dahin das Problem der Pendler erledigt haben wird, so der Pressesprecher Jürgen Frank. "Die meisten der hier Beschäftigten sind von Berlin begeistert und bleiben gerne hier."

1999 sah das noch anders aus. Das für den Umzug zuständige Verkehrsministerium arbeitete einen Fahrplan aus, um den erwarteten Ansturm der Pendler zu bewältigen. "Damals hatten 4700 Personen einen entsprechenden Rechtsanspruch", sagt Henrich Eckhardt, der im Verkehrsministerium den Pendelbetrieb koordiniert. "Und alle wollten den auch ausnutzen. Das hätte der Linienbetrieb nicht verkraftet." Die Haupttransportlast sollte die Bahn tragen. Dazu charterte der Bund zwei ICE-Sonderzüge mit 1500 Sitzplätzen, die Freitagnachmittag nonstop von Berlin über Bonn nach Bad Godesberg donnerten. Für die 1100 Beschäftigten, die nach der Schätzung mit dem Flugzeug pendeln würden, buchte das Ministerium fünf Flugzeuge, die vom Flughafen Schönefeld starteten.

Kurz nachdem die Pendellinien in Betrieb gegangen waren, stellte sich heraus, dass der tatsächliche Bedarf wesentlich geringer sein würde. Bald war nur noch ein "Beamtenshuttle" auf der Schiene. Und auch der wurde Ende 2000 mangels Nachfrage eingestellt. Jetzt bekommen die Bahnpendler ihre Tickets direkt über das Bundesamt für Güterverkehr in Köln, wo sie in einem Call-Center ihren Reservierungswunsch aufgeben können. Doch der Sonderzug an den Rhein rollt immer noch - als ICE 542 für die Allgemeinheit. "Wir haben die Bahn davon überzeugen können, den Beamten-ICE nach Bad Godesberg als Linienzug zu erhalten", sagt Eckhardt.

Auch die fünf Sonderflugverbindungen wurden reduziert. Derzeit sind es nur noch zwei. Zumal es immer auch Ärger gab mit den Flugzeugen, die in Schönefeld starteten. Vielen Beamten war der Weg dorthin zu beschwerlich. Zu beschwerlich ist den meisten auch die Autobahn. Das Angebot, den pendellaunigen Autofahrern die Fahrtkosten abzunehmen - dazu zahlt der Bund eine Kostenpauschale von 38 Pfennig pro Kilometer - nutzen nur sehr wenige, denn von Berlin nach Bonn, "das ist doch eine ganz schöne Strecke", sagt einer. "Wenn so etwas jedes Wochenende stattfindet, ist das eine richtige Tortur - zumal im Freitagsverkehr."

Die Kosten für das Pendlerprogramm sind erheblich - auch wenn sie inzwischen weit unter der kalkulierten Kostengrenze bleiben werden. 1999 ging man im Verkehrsministerium noch von einem Bedarf von 120 Millionen Mark aus, nun werde man wohl nur insgesamt 78 Millionen benötigen, sagt Eckhardt.

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