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Impfung mit Spritze

© Julian Stratenschulte/dpa

15 neue Masernfälle in Berlin: Kampf der Impflücke

Allein in diesem Jahr gab es mindestens 618 neue Masernfälle in Berlin. Der Senat will prüfen, ob er den Impfstatus der Kinder an deren Kita-Besuch bindet.

Angesichts neuer Masernfälle ebbt die Debatte um das Impfen nicht ab – Kinderärzte forderten am Montag erneut strengere Regeln für Kitas und Schulen. Insgesamt gab es in der vergangenen Woche 15 Neuansteckungen. Damit sind mindestens 739 Männer, Frauen und Kinder in der Stadt als an Masern erkrankt registriert worden. Nach Auskunft des Landesamtes für Gesundheit und Soziales haben sich davon 618 in diesem Jahr mit dem Virus infiziert. Bislang mussten 190 Betroffene in Kliniken behandelt werden, wie berichtet war ein Kleinkind an den Folgen der Infektion gestorben.

Kinderärzte: Alle Erzieher impfen

"Alle Erzieher sollten geimpft sein", sagte Ulrich Fegeler vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte am Montag. Dem Vernehmen nach ist dies nicht in allen Einrichtungen der Fall, eine Impfpflicht besteht nicht. Gesundheitssenator Mario Czaja (CDU) hatte dafür plädiert, vor allem die Grünen hatten eine Pflicht abgelehnt. "Auch alle Kinder in Gemeinschaftsräumen sollten gegen Masern, Mumps, Röteln und Windpocken geimpft werden", sagte Fegeler.

Während die einen vor "Panikmache" warnen, hatte es zuletzt Stimmen gegeben, die den Behörden "Untätigkeit" vorwarfen. Eine Sprecherin der Senatsgesundheitsverwaltung erklärte, man nutze alle zur Verfügung stehenden Möglichkeiten, eventuelle Impflücken zu schließen. Senator Czaja habe sich zudem an die zuständige Kassenärztliche Vereinigung gewandt, um die Möglichkeiten eines fachübergreifenden Impfens auszuloten. Dann könnte, wie berichtet, ein Kinderarzt auch Eltern impfen, ohne wie bislang die Kosten dafür tragen zu müssen. Der Senator lasse außerdem prüfen, "welche Möglichkeiten bestehen, den Impfstatus an den Besuch einer Kita zu binden". Kinderarzt Fegeler begrüßte den Vorschlag der obersten Berliner Infektionsschützerin, Marlen Suckau, Impfungen zur Voraussetzung für Jobs in Schulen, Kitas, Heimen und Kliniken zu machen. Dies könne, hatte Suckau dem Tagesspiegel gesagt, etwa in den Arbeitsverträgen festhalten werden. So könnte eine rechtlich schwierig zu begründende Impfpflicht umgangen werden. Mehr als 90 Prozent der Berliner Grundschüler sind derzeit schon durch eine besondere sichere Doppelimpfung geschützt.

Robert-Koch-Institut: Ausbrüche in zwölf Bundesländern

Ein nicht Immunisierter kann sich schon dann anstecken, wenn er mit einem Masern-Kranken im selben Bus unterwegs ist. Und Masern sind keine Kinderkrankheit. Das für die bundesweite Beobachtung der Lage zuständige Robert-Koch-Institut (RKI) teilte am Montag mit: Weit über die Hälfte aller Masernfälle 2014 habe Jugendliche und Erwachsene betroffen. Tendenziell ergebe sich für 2015 ein „ähnliches Bild“. Laut RKI wurden neben der Berliner Masernwelle 30 weitere Ausbrüche in elf anderen Bundesländern gemeldet.

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