zum Hauptinhalt

Berlin: 16 000 Geprellte und ein Schaden in Millionenhöhe

17 Männer und Frauen stehen wegen Kreditbetrugs vor Gericht

So etwas sieht ein Gericht auch nicht alle Tage: 17 Angeklagte und 31 Rechtsanwälte. Kein Wunder also, dass gestern im Saal 700 des Moabiter Kriminalgerichts dichtes Gedränge herrschte. Zudem ging es um 16 000 Menschen, denen die Angeklagten Geld aus der Tasche gezogen haben sollen. Zwar fanden die Angeklagten und Rechtsanwälte recht schnell ihre Plätze, doch die Kälte im Saal machte den Richtern dennoch ein Strich durch die Rechnung. Nach Verlesung der Anklageschrift wurde der Mammutprozess um betrügerische Kreditvermittlungen auf Mittwoch vertagt.

Die Angeklagten – neun Frauen und acht Männer – sollen mit sieben Firmen zwischen Februar 1999 und Oktober 2001 einen Schaden von insgesamt rund vier Millionen Euro angerichtet haben. Laut Anklage schalteten sie bundesweit Annoncen und boten die Dienste der fraglichen Unternehmen als Kreditvermittler an. Dabei sollen sie gezielt solche Personen angesprochen haben, die aufgrund ihrer desolaten finanziellen Lage eigentlich als nicht mehr kreditwürdig galten.

Den Interessenten wurde dann in Telefongesprächen mitgeteilt, dass für die Zusendung der entsprechenden Unterlagen eine Nachnahmegebühr zu zahlen sei. Diese soll zwischen 150 und 200 Euro betragen haben. Bei den Kunden sei stets der Eindruck erweckt worden, dass die Auszahlung der gewünschten Darlehenssumme nur noch eine Formsache sei.

Tatsächlich soll die Bande nie ernsthafte Bemühungen unternommen haben, Geld zu vermitteln. Die erschwindelten Gelder sollen die Angeklagten aufgeteilt haben. Sie kommen aus verschiedensten Berufen. Ein Konditor, eine Friseurin, mehrere Buchhalterinnen, ein angehender Polizeikommissar und ein Rechtsreferendar sind dabei.

Kerstin Gehrke

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false