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Berlin: 160000 Berliner Haushalte sind verschuldet

Sozialsenatorin sieht Hauptursache in der Arbeitslosigkeit

Immer mehr Berliner Haushalte sind verschuldet. Nach Schätzungen der Senatssozialverwaltung sind davon rund 160000 Familien betroffen. Im Vergleich zu 1998 bedeutet dies eine Steigerung um rund 60 Prozent. Sozialsenatorin Heidi KnakeWerner (PDS) sieht in der hohen Arbeitslosigkeit in der Stadt die Hauptursache für diese Entwicklung. „Außerdem gibt es hier einen sehr hohen Anteil an Sozialhilfeempfängern, an Alleinerziehenden und zu viele Beschäftigungen im Niedriglohnbereich, mit denen man seine Existenz nicht sichern kann“, sagte Knake-Werner am Mittwoch. Wenn diese Menschen viele Ausgaben über Kredite finanzierten, dann könne eine Krisensituation – hervorgerufen etwa durch Trennung vom Lebenspartner oder durch den Verlust des Arbeitsplatzes – in die Überschuldung führen, so dass die notwendigen Raten nicht mehr gezahlt werden.

Knake-Werners Angaben zufolge werden bis zu 10000 Berliner, die ihre Verbindlichkeiten nicht mehr begleichen können, regelmäßig von den Schuldner- und Insolvenzberatungsstellen in den Bezirken betreut. Durchschnittlich hat jeder von ihnen knapp 52000 Euro Schulden. In Fällen, in denen die Finanzierung eines Hauses oder einer Wohnung gescheitert war, beliefen sich die Verbindlichkeiten sogar auf durchschnittlich 177000 Euro. Bei einer nicht erfolgreichen Selbstständigkeit wurden Schulden in Höhe von rund 120000 Euro angehäuft.

Wie die Sozialsenatorin sagte, bietet das seit 1999 geltende Privatinsolvenzrecht betroffenen Familien eine absehbare Perspektive, sich von Schulden zu befreien. Nach Angaben von Bettina Heine von der Landesarbeitsgemeinschaft der Schuldnerberatungen ist die Zahl der Anträge auf privaten Konkurs in den letzten Jahren stark gestiegen. Wurden im gesamten Jahr 2002 insgesamt 805 Verfahren eingeleitet, waren es im ersten Halbjahr 2003 bereits 686. Da diese Möglichkeit sehr aufwändig und die Beratungsstellen ziemlich ausgelastet seien, könne das Verfahren bis zu einem Jahr dauern, sagte Heine. Sie wies darauf hin, dass die Zahl der verschuldeten Jugendlichen und jungen Erwachsenen immer weiter zunehme. Sie tauchten immer häufiger in den Beratungsstellen auf. Die Jugendlichen gerieten nach wie vor gerade durch hohe Handy-Rechnungen in finanzielle Schwierigkeiten. Zudem unterschätzten viele junge Menschen, die auf eigenen Beinen stehen wollen, die Kosten für einen eigenen Haushalt.

Gerade monatliche Belastungen wie BVG-Karte, Strom oder die Fernsehgebühren würden vielfach falsch eingeschätzt, sagte Heine. Sinnvoll sei es, den Umgang mit Geld auch im Schulunterricht zu behandeln. Ob dies geschehe, liege im Ermessen der Lehrer. Die Beratungsstellen haben jetzt ein Planspiel „Was kostet was?“ entwickelt, das erklären soll, wie teuer eine Haushaltsführung ist. Bisher gibt es das Spiel lediglich in wenigen Exemplaren. Sollte ein Sponsor gefunden werden, könne es aber auch in den Schulen eingesetzt werden. sik

Hilfe aus der Schuldenfalle soll jetzt der „Wegweiser zum Thema Schulden“ geben. Er wurde in einer Auflage von 63000 Stück gedruckt und ist bei den Bürgerbüros der Bezirksämter und den 21 gemeinnützigen Schuldnerberatungsstellen erhältlich.

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