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Berlin: 190 Tonnen Süßwaren im Wert von 1,2 Millionen Mark verschoben - Angeklagte gibt sich völlig unbedarft

Grazyna G. gibt sich völlig unbedarft.

Grazyna G. gibt sich völlig unbedarft. "Ich habe überhaupt nicht nachgedacht", sagt sie vor der 3. großen Strafkammer im Amtsgericht Tiergarten. Auf diese Weise will sie alle Anweisungen ihres Vorgesetzten ausgeführt haben: "Ich habe nicht danach gefragt, er war mein Chef." Weniger harmlos, als sich die abgehärmte Frau gestern vor Gericht präsentierte, sind die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft. Grazyna G. soll als Angestellte der Firma Bel-West-Logistics in Tempelhof durch die Manipulation von Unterlagen bis zum Januar dieses Jahres den Diebstahl und das Verschieben von über 190 Tonnen Schokolade der Firma Stollwerck im Wert von 1,2 Millionen Mark verschleiert haben. Dafür erhielt sie einer Aussage zufolge ein Drittel der ergaunerten Summe von 550 000 Mark. Neben ihr stehen weitere sechs Angeklagte vor Gericht, darunter der Ex-Betriebsleiter von Bel-West, Karl B., auf dessen Anweisung G. gehandelt haben will. Immer weit vor Schichtbeginn soll Karl B. seine ehemalige Untergebene ins Werk bestellt haben. Dort wurde dann tonnenweise Schokolade abtransportiert, immer ohne Begleitpapiere und Lieferschein. Die Ware soll unter anderem von einem Hehlerpärchen aus Limburg an der Lahn zu Dumpingpreisen verkauft worden sein. Um den Diebstahl gegenüber der Stollwerck AG, die ihre Schokolade Marke Sarotti und Alpia teilweise bei Bel-West abpacken ließ, zu kaschieren, frisierte G. in den Produktionslisten mit Tipp-Ex herum. Ein reines Gewissen scheint sie dabei allerings nicht gehabt zu haben, denn zuvor machte sie von den Listen, die die echten Zahlen auswiesen, Kopien. Der Vorsitzende Richter mochte G. ihre Blauäugigkeit denn auch nicht abnehmen. "Da hört der gute Glauben langsam auf. Da muss jeder stutzig werden, dass da was nicht mit rechten Dingen zugeht." Der Prozess wird nächste Woche fortgesetzt.

wik

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