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Berlin: 2000 Kilometer neue Stromtrassen nötig

TU-Studie: Bestehende Netze sind nicht für Wind- und Solarparks ausgelegt – deshalb müssten bis 2020 mehr Leitungen her

Potsdam - Allein in Brandenburg müssen bis zum Jahr 2020 über zweitausend Kilometer neue Hochspannungs-Trassen errichtet werden. Sonst droht ein „Kollaps“ der Netze, wenn das Land den Ausbau erneuerbarer Energien im bisherigen Tempo weiter vorantreibt. Das ist das Ergebnis einer neuen „Netzstudie“ der Technischen Universität Cottbus im Auftrag des Wirtschaftsministeriums, die Minister Ralf Christoffers (Linke) am Montag in Potsdam vorstellte. „Erneuerbare Energien ohne Netzausbau, das geht nicht“, sagte Christoffers, der „verstärkte Akzeptanzprobleme“ erwartet. Regional am meisten betroffen werden danach Prignitz und Uckermark, Barnim und Elbe-Elster sein. Schon jetzt gibt es nicht nur gegen neue Wind- und Solarparks, von denen nirgendwo in Deutschland so viele entstanden sind wie hierzulande, überall Bürgerinitiativen. Widerstände gibt es auch gegen erste geplante Hochspannungstrassen wie in der Uckermark oder bei Marquardt nahe Potsdam. Doch die sind erst der Anfang, denn laut Studie hinkt die Anpassung der Überland- und Verteilnetze, die den Öko-Strom zu den Abnehmern in Ballungsräumen bringen müssen, weit hinter dem bisherigen Ausbau erneuerbarer Energien her. Nach der BTU-Studie werden bis 2020 allein in Brandenburg 600 Kilometer neue 380-Kilovolt-Trassen, und 1500 Kilometer neue 110-KV-Leitungen benötigt. Insgesamt geht es um Investitionen von mehr als zwei Milliarden Euro.

Hintergrund ist, dass in keinem anderen Bundesland der Ausbau erneuerbarer Energien so vorangetrieben wird wie in Brandenburg, das dafür 2008 und 2010 von der Bundesregierung mit dem „Leitstern“ ausgezeichnet wurde. Doch fällt etwa Strom aus Windenergie nicht gleichmäßig an, so dass es zu kurzen, extrem starken Einspeisungen in Netze kommt, die dafür nicht ausgelegt sind. Schon jetzt müssen Betreiber an jedem zweiten Tag gegensteuern, um die Netze stabil zu halten, erklärt Professor Harald Schwarz von der Cottbuser BTU. An etwa zehn Tagen pro Jahr müssen nach seinen Worten schon jetzt Zwangsabschaltungen von Anlagen angeordnet werden, Tendenz steigend. Eine Prognose, wann ohne neue Trassen die kritische Marke für einen „Black-Out“ erreicht sein könnte, wollte Schwarz nicht abgeben. „Das Problem wächst.“ Und dies um so mehr, als das Wirtschaftsministerium von einem noch rasanteren Wachstum bei der besonders umstrittenen Windenergie ausgeht, was politischen Zündstoff birgt. Die Studie erwartet, dass in Brandenburg 2020 rund 9500 Megawatt Windstrom produziert werden, fast ein Drittel mehr als bislang geplant. 7500 Megawatt sah die bisherige Energiestrategie 2020 vor, die gerade überarbeitet wird. Derzeit werden 4500 Megawatt von landesweit rund 2500 Windrädern produziert.

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