zum Hauptinhalt

25 Jahre Mauerfall-Jubiläum: Flug der Mauerfall-Ballons: Bremen, Brandenburg - Afrika

Rund 50 Ballonkarten von der Mauerfallfeier sind bisher gefunden worden – inklusive einiger Ausreißer. Doch nicht jeder Meldung ist unbedingt zu glauben.

Die Reise nach Berlin samt Besuch im DDR-Museum wird wohl ein Brandenburger gewinnen: Knapp zwei Wochen nach dem Mauerfalljubiläum sind mehr als 50 Ballonfunde gemeldet worden, die Mehrheit davon im nördlichen Umland. Ein Blick auf die interaktive Karte im Internet vermittelt fast den Eindruck, als wären die Heliumballons mit ihren Botschaften nicht auf dem Luftweg, sondern auf der A 11 bis zum Autobahndreieck Uckermark gereist, um sich in dieser dünn besiedelten Gegend niederzulassen.

Ein Finder berichtet von etwa 14 Ballons auf seinem Feld, von denen aber nur einer noch seine Botschaft trug: „Am Ende wird alles gut, und wenn es noch nicht gut ist, ist es noch nicht das Ende.“ Ein Rentner aus Grünberg an der Grenze zu Vorpommern schreibt von seiner Freude, drei Ballonreste gefunden zu haben, davon einen mit Botschaft.

Die roten Punkte markieren den Flug der Ballons. Viele flogen gen Nordosten - aber einer auch nach Süden und einer nach Osten. Und zwei flogen ganz weit nach Westen.
Die roten Punkte markieren den Flug der Ballons. Viele flogen gen Nordosten - aber einer auch nach Süden und einer nach Osten. Und zwei flogen ganz weit nach Westen.

© Fabian Bartel

Der Ballon von Anna Loos flog in die Uckermark

Auch der Ballon von Schauspielerin Anna Loos schaffte es bis in die Uckermark. Eine andere Finderin meldet lapidar „insgesamt drei Karten“, eine posiert mit Tochter und Kärtchen vor einer Schule. Auf einem anderen Foto wacht ein Hund über das runde blaue Kärtchen; oft liegt die Botschaft auf neutralem Boden, als wär’s für Ebay. Während die eine vom „wunderschönen Gut Suckow“ und dem „tollen Ballonevent“ schwärmt, kabelt der andere schlicht: „Rieselfeldlandschaft Hobrechtsfelde 52°40‘14“ Nord 13°28‘32“ Ost“.

Während sich die Masse der Fundorte wie eine Rauchfahne von Berlin nordwärts zieht, fallen einzelne aus dem Rahmen: Einen Ballon verschlug es nach Steinhöfel bei Fürstenwalde, also rund 50 Kilometer ostwärts. Ein weiterer wurde vom südlichen Berliner Ring bei Ludwigsfelde gemeldet.

Und wer ganz weit zoomt, staunt: Ein Kärtchen schaffte es ins Münsterland, zwei gingen bei Bremen nieder. Eine Meldung vom Äquator verschwand mittlerweile wieder von der Karte. „Ohne diese Meldung von der westafrikanischen Küste hätte ich die Funde bei Bremen und Münster vielleicht sogar geglaubt“, sagt Heiko Wiese vom Wetterdienst Meteogroup. So aber tippt er auf fehlerhaft eingegebene Koordinaten.

Die Abweichler im östlichen und südlichen Umland hält Wiese dagegen für plausibel: „Die Strömungen können ja in der Höhe sehr unterschiedlich sein.“ Am Abend des 9. November habe am Boden schwacher Südostwind geherrscht, aber oberhalb von etwa 300 Metern eine kräftigere, eher südwestliche Strömung. „Diese unterschiedlichen Strömungen sind ja oft gut erkennbar an den Dampfwolken von Kraftwerken: Die können aussehen wie Korkenzieher.“ Je schwächer der Wind, desto variabler sei seine Richtung. Insofern könne ein „Tiefflieger“ von der Oberbaumbrücke durchaus zufällig ostwärts geweht worden sein. Meteorologie habe viel mit Statistik zu tun, und dazu gehörten auch Abweichungen von selbiger. „Insofern war diese Feier auch ein schöner meteorologischer Versuch.“

Denkbar ist auch, dass die Ausreißer sich erst verhakt und später losgerissen haben. Beim Veranstalter, der Kulturprojekte Berlin GmbH, wissen sie es nicht. Sie sammeln noch bis Monatsende die Meldungen, bevor die Reise nach Berlin verlost wird.

Die Fundorte der Karten unter www.fallofthewall25.com

Zur Startseite