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Verunsichert. Markus Lüpertz aus Teltow.

© picture alliance / dpa

Markus Lüpertz in Teltow: 30 Gemälde gestohlen - jetzt zieht der Künstler lieber weg

Der Maler Markus Lüpertz fühlt sich in Teltow nicht mehr wohl, auch wenn die Werke wieder da sind. Er zieht weg - in ein Dorf.

Einer der bekanntesten zeitgenössischen Künstler wird Teltow den Rücken kehren. Sieben Jahre lang lebte Malerfürst Markus Lüpertz in der Stadt, jetzt will er Ende des Jahres wegziehen. Nach einem Einbruch in sein Atelier, in dem der Maler auch wohnt, fühlt er sich am Rande von Berlin immer unwohler. Lüpertz sucht die Abgeschiedenheit: Jetzt sagte Lüpertz, dass er bereits ein neues Domizil gefunden habe. Ihn ziehe es raus in eine wenig besiedelte Region Brandenburgs, nach Märkisch Wilmersdorf. Der 200-Seelen-Ort, der zur Stadt Trebbin im Landkreis Teltow-Fläming gehört, liegt rund 20 Kilometer südlich von Teltow.

Sieben Jahre lebte er in Teltow

Sieben Jahre lebte der Maler im Teltower Kanadaviertel, auch wenn sein aus 42 Baucontainern selbst zusammengeschustertes Atelierhaus hinter Schlingpflanzen etwas versteckt ist, fühlt sich Lüpertz doch zunehmend beobachtet. „Es ist wie auf einem Präsentierteller.“

Der Einbruch Mitte Dezember vergangen Jahres ist nicht spurlos an dem ehemaligen Rektor der Düsseldorfer Kunstakademie vorbeigegangen. Wie berichtet hatten unbekannte Diebe rund 30 Zeichnungen, Aquarelle, Grafiken und Skulpturen aus seinem Atelier gestohlen. Es war der spektakulärste und mysteriöseste Kunstraub der Region. Denn rund sieben Wochen später standen die Werke bis auf eines wieder vor der Tür. Der Künstler hatte die Diebe zuvor öffentlich aufgefordert, ihm seine Kunst zurückzubringen. Sie könnten damit ohnehin nichts anfangen, die meisten Bilder seien unsigniert gewesen. Ihn jedoch habe der Diebstahl um Monate in seiner Arbeit zurückgeworfen.

„Es war eine Serie, an der ich intensiv gearbeitet habe“, sagte Lüpertz damals. Zu dem Diebstahl fand er deutliche Worte: „Ich find’s eklig.“ Noch immer ermittelt die Potsdamer Staatsanwaltschaft zu dem Fall – auch „Art-Napping“, das Erpressen von Lösegeld für besonders teure Kunstwerke, war im Gespräch. Der Künstler wollte sich jetzt zu dem Diebstahl nicht mehr äußern.

Neulich verjagte er noch "zwei Jungs mit einem Knüppel"

Lüpertz ist nachdenklich geworden. Verscheuchte er im März vergangenen Jahres noch „zwei Jungs mit einem Knüppel“, die ungebeten in sein Haus eindrangen, so hat der drahtige Künstler, der gerade 75 Jahre alt geworden ist, keine Lust mehr auf böse Überraschungen. Überlegungen, sein Haus in Teltow sicherer zu machen, sind vom Tisch. Lüpertz hofft auf Abgeschiedenheit in dem abgelegenen Brandenburger Märkisch Wilmersdorf. „Ich bleibe Brandenburg noch treu“, sagt Lüpertz mit ironischem Unterton. In dem Trebbiner Ortsteil habe er jetzt etwas Passendes gefunden. Seine selbst gebaute Atelierkonstruktion in der Kanada-Allee wolle er verkaufen, sagte er.

Nicht nur der Einbruch, auch der Vandalismus auf seinem Grundstück nerve zunehmend: „Mir werden immer wieder die Scheiben eingeschmissen, es wird Müll auf meinem Grundstück abgestellt, die Hunde kacken dahin“, sagt Lüpertz. Auch seine Parken-verboten-Schilder würden regelmäßig abgerissen, „da habe ich keine Lust mehr drauf“. Wer an Lüpertz’ Atelierhaus, das in einem Neubaugebiet mit Reihenhäusern steht, vorbeigeht, der kann in die zwei großen Atelierhallen blicken. Dort herrscht kreatives Chaos, jetzt sieht es verlassen aus. Auch die Rollläden an der Frontseite des Hauses sind herabgelassen – Lüpertz arbeitet derzeit in einem seiner anderen Ateliers in Düsseldorf, Karlsruhe oder Florenz.

Der Wegzug des prominenten Künstlers aus Teltow wird im Rathaus der Stadt bedauert. Man habe zwar nicht viel miteinander zu tun gehabt, aber „es hat uns mit Stolz erfüllt, dass er seine kreative Phase hier leben konnte“, sagt Teltows Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD). Von den Vandalismusproblemen auf Lüpertz’ Grundstück habe Schmidt nichts mitbekommen. Lüpertz werde Teltow ja nicht ganz verlassen, „seine Athene bleibt hier“, sagt Schmidt. Die Bronze der griechischen Göttin, die Lüpertz ziemlich farbenfroh und mit dickem Hintern gestaltete, steht seit 2012 auf dem Saskatoon-Platz.

Dieser Text erschien zuerst in unserer Schwesterzeitung, den "Potsdamer Neuesten Nachrichten".

Eva Schmid

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