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Berlin: 3000 Sonnenanbeter trafen sich am Planetarium

Es war wie ein Volksfest, nur ohne all den Rummel. Wie Geburtstag und Weihnachten an einem Tag - mit einem einzigartigen Geschenk des Himmels.

Es war wie ein Volksfest, nur ohne all den Rummel. Wie Geburtstag und Weihnachten an einem Tag - mit einem einzigartigen Geschenk des Himmels. Wo sonst Gestirn-Experten zur Fachsimpelei zusammenkommen, trafen sich gestern rund dreitausend Sternengucker zur kollektiven Beglückung: Beim Planetarium am Insulaner in Schöneberg. Vor den beiden Teleskopen auf dem Parkhügel hatten sich schon am frühen Vormittag lange Warteschlangen gebildet.

Bis zu 30 Minuten lang harrten Jung und Alt aus. Doch dann konnte jeder in aller Ruhe auf die Stufen klettern und durchs Teleskop schauen: Zu sehen war die knallrote, angeknabberte Sonnen-Sichel mit vereinzelten Eruptionen an den Rändern. "Die ist ja richtig hubbelig", entfuhr es einem Mann. "Fantastisch", meinte Silvia Wenz, "ein Erlebnis", freute sich Marianne Apel. Überall strahlende Gesichter. Auch bei Rechtsanwalt Thomas Oschlies, der am Morgen noch eine Brille ergattert hatte, allerdings für acht Mark. Wolfgang Noack aus Neukölln hatte seine bereits vor sechs Wochen besorgt - wie viele andere Berliner, die überschüssige Stücke kurzerhand verschenkten. Angesichts des himmlischen Schauspiels waren die Berliner nicht wiederzuerkennen. "Darf ich auch mal durchgucken?", lautete die meistgestellte Frage, und der Bitte jener, die keine Brille mehr abbekommen hatten, wurde stets freundlich nachgegeben. Daniela Hoeder aus Schmargendorf freute sich, dass die Wolkendecke pünktlich aufriss - nur der Höhepunkt blieb verschleiert.

Dunkle Wolken verfinsterten indes die Stimmung einiger Planetariums-Gäste, die in den Liegesitzen zwar den Diavortrag, aber keine Sonne sahen: Die Live-Projektion wurde zu Gunsten der Vorstellung aus der Konserve unterbrochen. Ein Besucher forderte sogar sein Eintrittsgeld zurück.

Rosemarie Klöber aus Friedenau wird der 11. August 1999 als ein besonderer Tag in Erinnerung bleiben: Die 49jährige Behördenmitarbeiterin aus Friedenau hatte extra frei genommen - und den Planetariumsbesuch mit einem Glas Sekt begossen.

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