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Berlin: 50 Jahre Turnerbund: Feier in der Hasenheide mit historischem Gerät

Für die einen sind Barren, Reck, Pferd und Schwebebalken Albträume der Schulzeit, für andere Mittel, um der Schwerkraft zu trotzen. Erfunden wurden sie Anfang des 19.

Für die einen sind Barren, Reck, Pferd und Schwebebalken Albträume der Schulzeit, für andere Mittel, um der Schwerkraft zu trotzen. Erfunden wurden sie Anfang des 19. Jahrhunderts von dem Politiker und Pädagogen Friedrich Ludwig Jahn. An Nachbauten dieser Gerätschaften auf dem historischen Turnplatz von Jahn in der Neuköllner Hasenheide konnten am Mittwochabend Festgäste des Berliner Turnerbundes üben. Der zweitgrößte Sportverband der Stadt wurde in diesem Jahr 50 Jahre alt und ließ sich in Neukölln von über hundert Turnvereinen feiern.

Von der Hasenheide hatte die deutsche Turnbewegung Anfang des 19. Jahrhunderts ihren Ausgang genommen. Jahn, einst Lehrer des Gymnasiums zum Grauen Kloster, betrachtete das "vaterländische Turnen" als Weg, das deutsche Nationalgefühl zu stärken. Er war Begründer des "Deutschen Bundes", dem Vorläufer der Burschenschaften. Seine nationalistischen Ideale sind umstritten. Jahns Turnerei begann ursprünglich mit Spaziergängen und Spielen im Kreise von Schülern und wurde dann immer straffer organisiert. Wie politisch die Turnbewegung damals aufgefasst wurde, zeigt sich auch an ihrem Verbot 1820.

Der Berliner Turnerbund gründete sich am 8. Januar 1950. In ihm sind heute etwa 270 Vereine mit 56.000 Mitgliedern vereint. Drei Viertel der Sportler sind Frauen, zu Jahns Zeiten wäre das undenkbar gewesen. Damals galt Sport bei Frauen in weiten Kreisen als unschicklich.

Im Nordosten der Hasenheide wurde zum 20. Todestag Jahns 1872 ein sechs Meter hohes Jahn-Denkmal aus Bronze errichtet. 1987 wuren auf Initiative von Neuköllner Schulen die Ur-Turngeräte rekonstruiert. Der Berliner Turnerbund setzt sich seit Jahren dafür ein, den historischen Turnplatz in die Stiftung Stadtmuseum aufzunehmen. Der Verband will verhindern, dass die Stätte verfällt. Zurzeit liefen wieder Gespräche mit dem Senat, heißt es.

Für Leute, die sich am morgigen Sonnabend etwas sportlich betätigen wollen, bieten der Berliner Turnerbund und die Bäderbetriebe im Stadtbad Schöneberg übrigens eine "Spree-Athener Wasserolympiade" an. Von 10 bis 16 Uhr gibt es in der Halle in der Hauptstraße 39 ein Wettbewerbsprogramm mit Disziplinen wie Wasserballdrücken, Zeitrutschen und Tauchen. Das Startgeld beträgt vier Mark zusätzlich zum Eintritt. Es muss ja nicht immer das Reck sein.

tob

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