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Berlin: Abflug aus Tempelhof

Weitere Gesellschaften ziehen nach Tegel–und der Bund will auf seine Klage für den Airport verzichten

Wenige Tage vor der Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts zur Zukunft des Flughafens Tempelhof gibt es fast keine Kläger mehr, die den Fortbestand des Flugbetriebes fordern. Gestern haben sich erneut zwei Fluggesellschaften zum Umzug von Tempelhof nach Tegel entschlossen. In der kommenden Woche werden nach Tagesspiegel-Informationen weitere folgen. Mit dem Umzug ziehen die Gesellschaften ihre Klage gegen den Senat für den Fortbestand des Airports zurück. Und auch der Bund steht kurz davor, dem Beispiel zu folgen. Damit wird es immer wahrscheinlicher, dass der Flugbetrieb in Tempelhof Ende Oktober aufgegeben wird – fast genau 81 Jahre nach der Eröffnung.

Tempelhof verlassen werden jetzt auch die Regionalfluggesellschaft OLT sowie die Denimair. Denimair wird nach Angaben der Flughafengesellschaft bereits von Montag an von Tegel abfliegen. Derzeit bietet sie wochentags zwei sowie am Wochenende jeweils einen Flug von und nach Augsburg an. 13300 Passagiere nutzten in diesem Jahr bisher dieses Angebot. OLT fliegt werktags dreimal sowie sonnabends und sonntags jeweils einmal nach Bremen und beförderte in diesem Jahr mehr als 9000 Fluggäste.

Zuvor hatte schon, wie berichtet, Luxair die zwei Luxemburg-Flüge am Tag von Tempelhof nach Tegel verlegt. Folgen werden Swiss mit bis zu drei Flügen täglich nach Basel sowie SN Brussels, die bis zu viermal täglich nach Brüssel startet. Dicht vor dem Abflug aus Tempelhof steht zudem Cirrus Airlines mit den Saarbrücken-Flügen. Auch mit EAE European Air Express, die Flüge nach Münster/Osnabrück anbietet, sowie mit der LGW Luftfahrtgesellschaft Walter, die Verbindungen nach Dortmund im Programm hat, stehe man kurz vor einer Einigung, heißt es bei der Berliner Flughafengesellschaft.

Auch der noch verbleibenden Intersky, die nach Friedrichshafen und Bern fliegt, habe man in Tegel Start- und Landezeiten angeboten, die den von Tempelhof weitgehend entsprächen, so die Flughafengesellschaft.

Ursprünglich hatte die Flughafengesellschaft die Tempelhofer Airlines zum sofortigen Umzug nach Schönefeld bewegen wollen. Die hatten dies aber unisono abgelehnt. Obwohl es seit Jahren hieß, dass Tegel dicht sei, haben es der Flugplankoordinator und die Flughafengesellschaft nun geschafft, fast alle Tempelhofer in Tegel unterzubringen. Und das zu ähnlichen Start- und Landezeiten. Damit wird es dort jetzt noch voller werden.

Verbunden mit dem Umzug ist immer die Rücknahme der Klagen der Gesellschaften gegen die Befreiung der Flughafengesellschaft von der Betriebspflicht, die die Luftfahrtbehörde zum 30. Oktober bewilligt hat. Über den Eilantrag will das Gericht demnächst entscheiden.

Ihre Klage aufrecht erhalten wollen derzeit noch die Bedarfsfluggesellschaften. Aber auch ihnen habe man, so Flughafensprecherin Rosemarie Meichsner, Ersatz angeboten – zum Teil in Tegel, zum Teil in Schönefeld.

Dagegen ist der Bund bereit, auf seine Klage zu verzichten. Sie ist nur vorsorglich eingelegt worden. Mit der Klage habe man vermeiden wollen, dass der Bund plötzlich zum Betreiber des Flughafens werde, sagte gestern der Leiter der Bundesvermögensverwaltung, Thomas Leitschuh. Dem Bund gehört der größte Teil des Flughafengebäudes. Inzwischen stehe man aber nach intensiven Gesprächen kurz vor einer Einigung mit der Stadtentwicklungsverwaltung. Man werde dann gemeinsam schnell Konzepte für eine Nachnutzung entwickeln.

Nicht weiter klagen will jetzt auch die Flughafengesellschaft selbst, die sich vor Gericht dagegen wehrte, möglicherweise Schadensersatz an die Fluggesellschaften zahlen zu müssen, falls das Gericht den Klagen stattgibt. Dies hatte die Luftfahrtbehörde so vorgesehen. Nun gibt es kaum noch Kläger – und das auf allen Seiten.

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