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Berlin: Abgeordnete: Marodes Hochhaus verschlingt weitere Millionen Parlamentarier debattierten über Abbruch oder Asbestsanierung des Steglitzer Kreisels

Für den FDP-Abgeordneten Klaus-Peter von Lüdeke ist das Steglitzer Rathaus-Hochhaus „wahrscheinlich ein Abrissobjekt“. Berlin sollte versuchen, „raus aus der ganzen Geschichte zu kommen und kein zusätzliches Geld zu versenken“.

Für den FDP-Abgeordneten Klaus-Peter von Lüdeke ist das Steglitzer Rathaus-Hochhaus „wahrscheinlich ein Abrissobjekt“. Berlin sollte versuchen, „raus aus der ganzen Geschichte zu kommen und kein zusätzliches Geld zu versenken“. Das Hochhaus müsse verkauft werden. Die bündnisgrüne Abgeordnete Claudia Hämmerling hätte nichts dagegen. Sie sieht für den asbestgeschädigten Kreisel nur zwei mögliche Behandlungswege: Totalsanierung oder Abriss. Und alle Fraktionen des parlamentarischen Bauausschusses forderten den Senat gestern auf, gemeinsam mit dem Bezirk eine „Nutzwertanalyse“ für das marode Hochhaus zu entwickeln. Dabei sollen Möglichkeiten eines Verkaufs und alternative Standorte für einen Ersatzbau geprüft werden.

„Wer nimmt uns aber das Haus ab, ohne die Kosten für die Asbestsanierung abzuziehen?“, fragte Bernd Schimmler von der SPD. Jede Lösung werde für das Land teuer kommen. Der CDU-Abgeordnete Fritz Niedergesäß sagte, der ganze Steglitzer Kreisel leide unter Baumängeln, Verschleißerscheinungen und konstruktiven Mängeln, nicht nur unter Asbest. Sein Fraktionskollege Kurt Wansner betonte, das Haus sei nach damaligen Erkenntnissen gebaut worden. Er habe im übrigen dort als Bauleiter gearbeitet.

Bezirksbürgermeister Herbert Weber (CDU) von Steglitz-Zehlendorf sagte, er komme als Bittsteller, um Landesmittel für die von ihm auf rund 55 Millionen Euro geschätzte Asbestbeseitigung zu bekommen. Vor allem die Fassade macht Sorgen. Feuchtigkeit dringt durch und erweicht das dämmende Asbestmaterial. „Wir müssen in überschaubarer Zeit sanieren, am besten im nächsten Jahr“.

Wie berichtet, bevorzugt das Bezirksamt eine etagenweise Sanierung, um den laufenden Betrieb des Rathauses zu gewährleisten. Nun aber befürwortet der Bauauschuss nicht die dringend gewünschte Sanierung, sondern erst einmal die Kreisel-Studie, zumal aktute Gesundheitsgefahren offenbar nicht bestehen. So liegt die Belastung mit Asbestfasern unter der Nachweisgrenze. Der Personalrat des Bezirks hatte sich an den Petitionsausschuss gewandt und eine Sanierung angemahnt. Der Bezirk gab für Asbest-Unterschungen und Sanierungen seit 1990 bereits rund 2,4 Millionen Euro aus.

Senatsbaudirektor Hans Stimmann betonte im Ausschuss, der Kreisel sei kein Einzelfall für schlechtes Bauen. Über 4000 öffentliche Gebäude seien in den sechziger und siebziger Jahren mehr oder weniger asbestbelastet errichtet worden.

Das Gebäude, benannt nach einem ursprünglich geplanten Kreisverkehr, gehört nur in seinem Hochhausteil dem Land Berlin, der Flachbautrakt mit Hotel und Geschäften ist Eigentum des Unternehmens Becker & Kries, das in seinen Bereich schon mehrere Sanierungsmillionen gesteckt hat. Das macht einen Alleingang des Landes beim Kreisel unmöglich. Bezirksbürgermeister Weber hatte die Abgeordneten einen Tag vor ihrer Sitzung zum Ortstermin geladen, um Schäden zu demonstrieren.

Claudia Hämmerling von den Bündnisgrünen hält den Kreisel nicht nur für asbestverseucht, sondern auch für eine „Geldvernichtungsmaschine“. Alleine die unsinnige Konstruktion der Klimaanlage verschlinge Unmengen von Energie. Die geplante Studie soll nun nicht nur den Zustand des Kreisels klären, sondern auch die beste Art einer Reparatur. Mit der Asbestbeseitigung müsste das Haus zwangsläufig modernisiert werden.

Christian van Lessen

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