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Berlin: Abheben mit und ohne Propeller Technikmuseum lockte zehntausend Besucher an

Es fliegt und fliegt – das Modell der Bücker „Bü-131 Jungmann“. Wie an einer Voltigierlonge dreht sich der strombetriebene Nachbau eines Motorfliegers brummend im Kreis.

Es fliegt und fliegt – das Modell der Bücker „Bü-131 Jungmann“. Wie an einer Voltigierlonge dreht sich der strombetriebene Nachbau eines Motorfliegers brummend im Kreis. „Ich saß schon mal in einer echten, mit Kappe auf, den Wind um die Nase“, sagt Michael Lenort vom Bücker-Luftfahrtmuseum in Rangsdorf. Am Sonnabend konnten Lenort und seine Vereinskollegen den Brummer im Deutschen Technikmuseum Berlin starten lassen – bei der Eröffnung der oberen Stockwerke. „Vom Ballon zur Luftbrücke“ heißt die Dauerausstellung über die Geschichte der Luft- und Raumfahrt vom 18. Jahrhundert bis nach dem Zweiten Weltkrieg.

Der Rosinenbomber an der Museumsfassade ist jetzt nicht mehr nur von weitem zu sehen: Besucher können nun auf die Terrasse, über der er schwebt. René Langheinrich und Manuel Glocker, beide 20, zücken gleich die Kamera. René studiert Luft- und Raumfahrttechnik an der TU. Nun kriegt er sich vor Begeisterung kaum ein. „Die Technik ist Wahnsinn, die Modelle sind faszinierend, und Aerodynamik ist überhaupt ziemlich genial.“

Mehr als 10 000 Besucher hat es am Gratis-Premierentag ins Museum gezogen: Technikfreaks wie René und Museumsfans wie Axel Otto. Der 67-jährige Wilmersdorfer geht gern auf Entdeckungstour von Museum zu Museum. „Sehr aufgelockert die Schau, man kann bis ins Detail gucken. Ich komme wieder“, sagt er. Neben ihm gehen Cora Braun und Nico Schwietzke, beide 20, auf Tuchfühlung mit einem Motorblock. „Wo kommen die Abgase raus?“, fragt die Museumsbegeisterte aus Weißensee. „Hier muss das sein“, sagt ihr Freund aus Hohenschönhausen, denn der ist Kfz-Mechaniker.

Ob Klassiker wie die alte Tante Ju, Exoten wie der Rumpler-Tropfenwagen mit Tragflächendesign oder Kriegshinterlassenschaften wie die einst größte deutsche Feststoffrakete – die Museumsmacher um Co-Direktor Holger Steinle haben weltweit Exponate zum Thema 200 Jahre Luftfahrtgeschichte zusammengetragen. Präsentiert wird alles auf 6000 Quadratmetern Fläche. Ausstellungsstücke aus Zeiten, in denen ein Flug noch teurer war als die Taxifahrt zum Airport. 1919 rollte der Verkehr in Johannisthal und Staaken so richtig an, 1923 eröffnete Tempelhof, erklärt eine Schautafel. Wenn Damian groß ist, wird auch in Schönefeld richtig Betrieb sein. Der Neunjährige aus Frohnau sitzt in der Kinderbastelecke und faltet Papierflieger. Die Modelle „Möwe“ und „Sperber“ sind Gleiter, die „Taube“ gehört zu den Seglern, wird den Kindern erklärt. Damian knickt sich den „Moskito, Steiger, schwere Bauweise“ zurecht, aber richtig fliegen will das Ding nicht. Da müssen Profis ran – sitzt da nicht Luftfahrttechnik-Student René? Und über allen schwebt ein weiteres Bücker-Motorflugzeug: Mit demselben Typ wie diesem gelb-roten Original an der Decke im Treppengang wurde Heinz Rühmann in „Quax der Bruchpilot“ zum Überflieger.

Trebbiner Straße 9, Kreuzberg. Samstag/Sonntag 10 bis 18 Uhr, Di.-Fr. 9-17.30 Uhr. Eintritt 4,50, ermäßigt 3 Euro.

Annette Kögel

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