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Berlin: Abi mit Pilotenschein: Hochfliegende Pläne - Lichtenberger Max-Taut-Schüler durften abheben

Mit tuckerndem Motor rollt die einmotorige "Robin" auf dem Vorfeld des Flugplatzes im brandenburgischen Strausberg aus. Fluglehrer Klaus Heinig öffnet die Haube des Schulflugzeugs.

Mit tuckerndem Motor rollt die einmotorige "Robin" auf dem Vorfeld des Flugplatzes im brandenburgischen Strausberg aus. Fluglehrer Klaus Heinig öffnet die Haube des Schulflugzeugs. Nachdem der Propeller zum Stillstand kam, klettert Daniela Wustro aus dem Cockpit. "Erst habe ich in Eggersdorf die Landebahn überhaupt nicht erkannt", erzählt die 17-jährige Gymnasiastin den wartenden Freunden. Indessen lässt sich Martin Mandel von dem ehemaligen Jagdflieger der NVA bereits für den nächsten Streckenflug einweisen. Gemeinsam mit zwei Klassenkameraden und einem Lehrer nahmen sie an einer ungewöhnlichen Projektwoche der Max-Taut-Schule teil, die Vorläufer eines luftfahrtorientierten Abiturzweiges sein sollte.

Gemeinsam mit dem Deutsch-Russischen-Fliegerclub bietet Flugschulbesitzer Siegmar Sprenger bereits seit längerer Zeit Projekttage in Strausberg an. "Rund 3000 Schüler haben uns schon besucht", sagt der Vereinsvorsitzende Michael Polikarpov. Wenn die Erlaubnis der Eltern vorliegt, wird auch zur Platzrunde gestartet. "Die es einmal probiert haben, kommen wieder". Bisher nutzten überwiegend Schulen aus den Ostbezirken das Angebot.

Anlässlich eines Tages der offenen Tür hatte Siegmar Sprenger sein Angebot an dem Oberstufenzentrum für Versorgungstechnik vorgestellt, das seit diesem Jahr auch über eine gymnasiale Oberstufe verfügt. Der Vizepräsident des Luftsport-Landesverbandes Berlin stieß bei Schulleiter Ludger Pieper auf offene Ohren. Zur Vergabe der Halbjahreszeugnisse gab es einen Ausflug zum Flugplatz, den drei Besten spendierte der Rektor einen Rundflug.

Jetzt, beim einwöchigen Testkurs, ging es richtig zur Sache. Für die Teilnahmer galt es, vor jedem Start kräftig Theorie zu pauken. Aerodynamik, Flugzeugkunde, Luftraumstruktur und Navigation standen statt Mathe und Bio auf dem Stundenplan. Viermal 20 Minuten praktische Flugausbildung von der einfachen Platzrunde über das Kennenlernen von Grenzflugzuständen bis zum Streckenflug nach Eggersdorf und zurück als Höhepunkt der Woche. Für die jungen Teilnehmer stand anschließend fest, dass dies nicht der letzte Tag am Flugplatz war. "Flugkapitän, das wäre schon eine Berufsidee", sagt Sascha Lorenz, während Daniela Wustro an eine Karriere als Militärpilotin denkt.

Mit 200 Mark Eigenbeitrag waren die Jugendlichen dabei, den Rest der Gesamtkosten von 500 Mark pro Person trug die Taut-Schule. Das Oberstufenzentrum sucht indessen nach Sponsoren, mit deren Hilfe die Kosten weiter gesenkt werden können. Gemeinsam wird überlegt, das Angebot zu erweitern. "Wir wollen auch über Berufsmöglichkeiten informieren, Referenten von der Technischen Universität, der Luftfahrtindustrie und der Lufthansa einladen," sagt Siegmar Sprenger. Immerhin siedelten sich immer mehr Unternehmen der Branche an, der Bedarf an qualifiziertem Nachwuchs sei groß.

Ziel ist die Einrichtung einer luftfahrtorientierten Klasse in der gymnasialen Oberstufe bereits im kommenden Schuljahr, in der die Schüler parallel zum Unterricht ihre Flugausbildung absolvieren, mit der ab dem 17. Geburtstag begonnen werden kann. "Wir versprechen uns davon einen verstärkten Zulauf," sagt Lehrer Frank Mayer, der die Projektwoche betreute. Teile der Theorie könnten dann in Fächer wie Physik und Mathematik einfließen. Das Abitur mit Pilotenschein wäre ein Novum, nicht nur für Berlin.

Rainer W. During

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