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Berlin: Absteigen und zahlen: Bußgeld oder Anzeige für 2860 Radfahrer Kontrolleure hielten nach Ampel-Ignoranten Ausschau.

Aber auch wegen technischer Mängel wurde kassiert

So manchen Radfahrer kam die Woche teuer zu stehen: Ohne Licht, Reflektoren und Klingel unterwegs? Macht zehn Euro. Das rote Licht ignoriert? 62,50 Euro und ein Punkt in Flensburg. Die Radfahrkontrollen hatte die Polizei in der vergangenen Woche auf die ganze Stadt verteilt. Rund 10 000 Fahrräder hielt sie insgesamt an und dazu noch 844 Kraftfahrzeuge, die den Radlern zu nahe gekommen waren. „Schwerpunktaktion zur Erhöhung der Sicherheit des Radfahrverkehrs“, nennt das die Polizei. Insgesamt 2860 Fahrradfahrer zeigte die Polizei an oder kassierte Bußgeld von ihnen.

Die Kontrolleure sagen, dass es ihnen nicht so sehr aufs Abkassieren ankam. Man habe in erster Linie über Gefahren aufklären und Rotlichtsünder stellen wollen. „Im letzten Jahr hat die Anzahl der an Verkehrsunfällen beteiligten und verunglückten Radfahrer erstmals seit 1999 zugenommen“, sagt ein Sprecher. So gab es erst Donnerstag zwei Unfälle, bei denen die Radfahrer zuvor offenbar das Rotlicht ignoriert hatten: Um 19.45 Uhr stieß eine 25-Jährige auf dem Mariendorfer Damm mit einem Auto zusammen und wurde schwer verletzt. Zehn Minuten später kollidierte eine 23-jährige Radfahrerin auf der Lichtenberger Schlichtallee mit einem Wagen und kam mit Kopfverletzungen ins Krankenhaus. Am Mittwoch kam eine Frau ums Leben, die ein Sattelzugfahrer übersehen hatte. 28 Verkehrstote gab es bereits in diesem Jahr, darunter sieben Radfahrer.

Bei ihrer Aktion hatte die Polizei vor allem zwei Typen Radfahrer im Visier: Die, die auf dem Radweg in der falschen Richtung unterwegs sind. Und die, die sich auch von rotem Ampellicht nicht aus dem Tritt bringen lassen. „Es wurden aber auch Autofahrer beobachtet, um zu überprüfen, wie sie sich beim Rechtsabbiegen gegenüber Radfahrern verhalten“, heißt es bei der Polizei. Dafür habe man sich vor allem an den Unfall-Kreuzungen der Vergangenheit postiert.

Das Ergebnis der Überprüfung: 1683 Mal fuhren Zweiräder auf dem Gehweg oder in einer Fußgängerzone, 658 Mal waren sie in Gegenrichtung unterwegs, 477 Mal missachteten sie rote Ampeln, 159 Radfahrer benutzten nicht den vorgeschriebenen Radweg, acht standen unter Alkohol- und Drogeneinfluss. In 852 Fällen bemängelten die Polizisten den technischen Zustand der Räder. 34 Autofahrer missachteten beim Rechtsabbiegen die Vorfahrt der Radfahrer, 52 parkten auf Radwegen und 24 ignorierten die Ampel.

Sie scheinen nicht auf bestem Fuß zu stehen, die Radfahrer und die Kontrolleure. Als Fazit ihrer Aktion jedenfalls gibt die Polizei offiziell bekannt: „Bei Fußgängern und Autofahrern stießen die Maßnahmen auf ein positives Echo. Radfahrer reagierten in der Mehrheit mit Unverständnis und Uneinsichtigkeit.“

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