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Berlin: ADAC macht Platz für Fußgänger

Autoclub für „Shared Space“ am Checkpoint Charlie

Autos müssen nicht immer Vorfahrt haben. Das sieht auch der Autofahrerclub ADAC so. Zumindest für den ehemaligen Checkpoint Charlie an der Friedrichstraße in Kreuzberg kann sich Vorstandsmitglied Volker Krane vorstellen, dass sich Autofahrer, Radler und Fußgänger gleichberechtigt begegnen. Wer Vorrang hat, würde per Blickkontakt oder Handzeichen geregelt. „Geteilter Raum“ oder „Shared Space“ heißt diese Variante, die es in Berlin noch nicht gibt.

Die Stadtentwicklungsverwaltung favorisiert hingegen eine „Begegnungszone“ am früheren Checkpoint – auch wenn noch nichts entschieden ist, wie eine Sprecherin sagte. Fußgänger sollen generell den Vortritt haben, wenn sie die Fahrbahn überqueren, und für Autofahrer soll ein Tempolimit von 20 Stundenkilometern gelten.

Diese Pläne lehnt der ADAC allerdings ab. Krane wirft dem Senat vor, es werde mit geringem Aufwand suggeriert, etwas für die Sicherheit der Fußgänger tun zu wollen. Begegnungszonen werden nur ausgeschildert, „Shared Space“-Bereiche dagegen müssen umgebaut werden, was Geld kostet. Dort gibt es keine Gehwege mehr, der gesamte Verkehr bewegt sich auf einer Ebene.

Schon heute werde am früheren Kontrollpunkt das „Shared Space“-Konzept praktiziert, sagte Krane – allerdings illegal. Wegen des großen Andrangs vor allem durch Touristen könne sich niemand mehr an die Regeln halten, weder Autofahrer noch Fußgänger. In den Niederlanden ziehe man dann die Konsequenzen und passe die Vorschriften an – auch durch „Shared Space“-Bereiche. Auch Fußgängerzonen könnten so umgestaltet werden, schlug Krane weiter vor.

Ändern will der ADAC auch die Regeln bei den Busspuren, die heute von Radlern mitgenutzt werden dürfen. Es sollten Alternativen geschaffen werden, auch durch Fahrradstraßen in parallelen Nebenstraßen, schlägt Krane vor. Das heutige Verfahren sei ein „Riesenstress für alle, für Bus- und Radfahrer gleichermaßen.“ Eine Trennung mache den Verkehr sicherer, ist Krane überzeugt. Fahrradstraßen zu nutzen sollte dabei eine Möglichkeit sein, aber kein Muss. Wichtig sei es, die Angebote optimal zu kombinieren.

Auf dem bekannten Standpunkt bleibt der ADAC auch beim geplanten Weiterbau der Stadtautobahn, der nach Kranes Ansicht erforderlich ist. Zudem erneuerte er die Forderung, Baustellen besser zu koordinieren und mehr „Park and Ride“-Plätze zu schaffen. Um Autofahrern den Umstieg auf den Nahverkehr schmackhaft zu machen, erinnerte Krane an einen alten Vorschlag: Für ADAC-Mitglieder solle es ein „Schnupperticket“ geben, das sechs Monate gilt, aber nur für fünf Monate bezahlt werden muss. Klaus Kurpjuweit

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