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Berlin: Adlon kämpft um Staatsgäste

Hotel baut neue Präsidentensuite. Denn wenn besonderer Schutz verlangt wird, ist das Interconti gefragter

Das Adlon rüstet sich für den Wettbewerb um Staatsgäste und baut dafür einen gepanzerten Sicherheitstrakt mit einer neuen Präsidentensuite. Diese wird künftig zur Behrenstraße liegen, darunter entstehen vier weitere gepanzerte Suiten und 20 Räume für Bodyguards. Bisher lag die Präsidentensuite zum Pariser Platz. Der neue Trakt hat kaum Zugänge, kann von Sicherheitskräften deshalb radikal abgeschottet werden. Die neuen Suiten bekommen einen direkten Zugang zur Tiefgarage. Dies kündigte Adlon-Direktor Jean van Daalen gestern an. Der Umbau sei mit dem Bundeskriminalamt abgestimmt, das Adlon sei dann so sicher wie das Interconti.

Bislang stiegen besonders gefährdete Politiker meist im Intercontinental ab. Auch der palästinensische Ministerpräsidenten Ahmed Kureia wohnt dort von heute bis Dienstag. Noch geheim hielten die Amerikaner gestern, wo Bushs Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice wohnen wird, die ebenfalls heute kommt. Wie es bei deutschen Sicherheitskreisen hieß, könnte die 49-Jährige die Nacht zu Montag in der Residenz des US-Botschafters verbringen. Aber auch das Interconti sei vorbereitet, hieß es dort.

Das Adlon reagiert mit seinen Umbauplänen offensichtlich auf die Alleinstellung des Interconti. Mit dem Umbau wolle das Adlon den Bedarf bei großen Staatsbesuchen decken, sagte eine Adlon-Sprecherin. Häufig reisten neben Präsidenten auch mehrere Minister in den Delegationen mit, die ebenfalls in gesicherten Suiten untergebracht werden müssen. „Sicherheit ist ein Verkaufsargument“, hieß es. Hanns Peter Nerger, Chef der Tourismus-Marketing GmbH, freut sich über den Adlon-Umbau. „Offensichtlich ist der Markt da für solche Investitionen.“ Eine echte Konkurrenz fürs Interconti wird das Adlon allerdings auch nach dem Umbau nicht. „Die Nachteile des Adlons sind doch bekannt“, sagte ein Experte einer Sicherheitsbehörde des Bundes: Nur eine Tiefgarage statt ebenerdiger Garage, eine Sackgassen-Lage am Pariser Platz, Häuser gegenüber der Präsidentensuiten – zum Beispiel. „Das lässt sich nicht mehr ändern“, sagte der leitende Beamte. Adlon-Chef van Daalen ist realistisch: „Die Amerikaner werden aus Gewohnheit weiter im Interconti wohnen.“

Das Interconti wirbt offen mit Sicherheit: Die Präsidentensuite ist nicht einsehbar, in die ebenerdige Garage können die Wagenkolonnen mit hoher Geschwindigkeit einfahren – und für den Notfall gibt es gleich gegenüber das Franziskus-Krankenhaus. Dass Nachfolger Bush bei seinem Besuch 1992 im Adlon wohnte, hatte nur einen Grund: Am Interconti standen damals Baugerüste – „No“ sagten da die Amerikaner.

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