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Sammlerstück. Ein Schild kostet 300 Euro, bereits zehn kamen abhanden. Foto: dpa

© dpa

Ärger in Atzenhausen: Ein leidgeplagtes Örtchen

Die Atzen haben ein Lied mit Nena aufgenommen – und Ärger mit einem Dorf in Niedersachsen. Hier wurde bereits das zehnte Ortsschild gestohlen.

Am Anfang haben sie sich gewundert. Jetzt werden sie langsam sauer. Den 350 Einwohnern der Ortschaft Atzenhausen bei Göttingen wird seit Monaten übel mitgespielt: Immer wieder schrauben Unbekannte die Ortsschilder ab. Zehn Stück gingen so bereits verloren. Und obwohl nie ein Täter gefasst wurde, gibt es inzwischen einen Verdacht: Es muss sich um Fans des Berliner Elektro-HipHop-Duos Die Atzen handeln, vermutet die Polizei.

„Klauen ist nie gut“, sagt Frauenarzt, die eine Hälfte der Atzen, am Telefon. Aber vielleicht helfe der Strom der Fans auch, die dortige Infrastruktur aufzubauen. Die Bewohner könnten zum Beispiel einen Souvenir-Laden eröffnen. Und dann Atzenhausen-Schilder verkaufen. Die Band hätte auch Lust, dort selbst ein Konzert zu geben. Ein Ansinnen, das Ortsbürgermeister Volker Lüdecke (SPD) bereits im „Göttinger Tageblatt“ zurückwies. Aus Angst, noch mehr Fans anzulocken und Atzenhausen als dauerhafte Pilgerstätte zu etablieren. Schließlich liegt die Ortschaft bloß 270 Kilometer südwestlich von Berlin, da sind Tagesausflüge aus der Hauptstadt möglich. 300 Euro kostet jedes neue Schild.

Partytauglich. Frauenarzt (rechts) und Manny Marc sind Die Atzen.

©  promo

Auf der anstehenden Tournee wird das Duo vorerst noch einen Bogen um Atzenhausen machen. Anfang April startet sie, am siebten treten Frauenarzt und Manny Marc im Neuköllner Huxley’s auf – dort werden sie dann auch ihr neues Album „Party Chaos“ vorstellen.

Diesen Freitag erscheint bereits die Ohrwurm-Single „Strobo Pop“. Die haben sie zusammen mit Sängerin Nena aufgenommen. Vor einem Jahr hatten sie sich bei der Echo-Verleihung kennengelernt, gut verstanden und Mailadressen ausgetauscht. „Wir wollen mit dem Vorurteil aufräumen, dass man unsere Musik nur im Suff ertragen kann“, begründet Frauenarzt die Zusammenarbeit. Das dazugehörige Video haben sie gerade erst in den Tempelhofer Ufa-Studios fertiggedreht. Die Aufnahmen seien in eine unsagbare Party ausgeartet. Kein Wunder bei dem Text: „Tip, Top, Strobo-Strobo. Lange Stange, Atzen-Pogo / Keine Bange, ich bin solo, Disko-Disko, Pogo-Pogo.“ Man kann sich schwer vorstellen, dass dieses Lied kein Hit wird.

Bei den Einwohnern der Ortschaft kommt die Atzen-Musik bisher mäßig an. Auf dem letzten Teichfest, einer gesellschaftlichen Pflichtveranstaltung Atzenhausens, spielte der DJ ein Lied der Berliner. Anschließend kommentierte der Ortsbürgermeister, er fände die Texte „schon heftig“.

Eine Versöhnung scheint dennoch möglich. Atzenhausen verfügt nämlich über ein eigenes Heimatlied. Das geht so: „Hohe Berge, tiefe Täler, Molkerei mit Handbetrieb / Basaltsteinbrüche ersten Ranges, kräft’ge Burschen reinen Sanges.“ Leider fehlt bis jetzt eine Melodie. Und jemand, der es singt.

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