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Ärzte: Viele Praxen aus Protest geschlossen

Bis Freitag werden voraussichtlich 2000 Praxen ihre Türen schließen, schätzt der Sprecher der Ärzte-Gemeinschaft Medi Berlin. Die Mehrheit der Ärzte behandelt aber weiterhin Patienten.

Der Protest gegen die Budgetierung der Honorare betraf gestern ein Drittel der rund 6500 Praxen niedergelassener Ärzte. „Wir schätzen, dass bis Freitag insgesamt etwa 2000 Praxen zeitweilig schließen“, sagte Wolfgang Mitlehner, Sprecher der Ärzte-Gemeinschaft Medi Berlin. Wie viele davon allerdings tatsächlich jeden Tag ihre Türen geschlossen halten, konnte auch er nicht sagen, denn: „Jeder Arzt entscheidet das frei für sich.“ So würden einige Mediziner nur stundenweise schließen während andere in dieser Woche Fortbildungen der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) wahrnähmen und deshalb gar keine Sprechzeiten anböten. Mitlehner selbst, Lungenfacharzt in Tiergarten, war gestern für Notfälle, wie Asthma- und Tumorpatienten, in seiner Praxis.

Wer Auskunft darüber haben wolle, ob sein Arzt diese Woche Patienten behandle, sollte direkt in der Praxis anrufen, empfiehlt Mitlehner. Bei Abwesenheit springe der Anrufbeantworter an – wie bei dem Allgemeinmediziner Günther Bloß in Kaulsdorf beispielsweise. Dort heißt es: „Vom 23. bis 26. Juni haben wir geschlossen.“ In Notfällen können Hilfesuchende die Nummer 31 00 31 der KV wählen. „Gestern hatten wir 600 Anrufe, davon 137 von Menschen, die einen Hausarzt benötigten“, berichtete KV-Sprecherin Anette Kurth. Zum Vergleich: Normalerweise rufen unter dieser Nummer täglich 240 Menschen an – die Folgen des Protestes sind also spürbar.

Die Krankenkassen kritisieren dagegen, dass die Ärzte ihre Schließungen auf dem Rücken der gesetzlich Versicherten austragen, die jetzt nicht ausreichend behandelt würden. Arztpraxen seien kein Ort für „politische Auseinandersetzungen“, kritisierte die Arbeitsgemeinschaft der Krankenkassen und -verbände in Berlin. Die Kassenärztliche Vereinigung wies den Vorwurf in Hinblick auf die Notrufnummer von sich. Die Ärzte wollen Druck auf die Bundesregierung ausüben. Diese will Ende Juni neu über einen einheitlichen Punktwert bei ärztlichen Leistungen verhandeln. liv

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