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Die Agentur für Arbeit fördert Jugendliche stärker.

© dpa

Agentur für Arbeit: Maßnahmen gegen Fachkräftemangel ergriffen

Die Arbeitsagentur vermittelt Betriebspraktika an Jugendliche, die keinen Ausbildungsplatz bekommen haben. Die Firmen sollen ihre zukünftigen Fachkräfte wieder selbst ausbilden.

Das fühlt sich gut an. In der Urlaubsliste des Friseursalons für das kommende Jahr ist Franziska Ligendza schon verplant. Und das heißt, sie wird ab August dort ihre Ausbildung beginnen können. Dass sie ihre Lehrstelle jetzt sicher hat, verdankt die 17-Jährige einer Fördermaßnahme der Arbeitsagentur. Sie heißt Einstiegsqualifizierung für Jugendliche (EQJ) und soll Schulabgängern, die keine Ausbildung finden können, fit für eine Lehrstelle machen. Auch Franziska Ligendza war vor über einem Jahr nicht erfolgreich bei ihrer Suche nach einem Ausbildungsplatz. Das Zeugnis zum mittleren Schulabschluss war zu schlecht. Seit Oktober kann sie jetzt im Salon von Karin Hubbe-Depenau in Siemensstadt ausprobieren, ob ihr der Job als Friseurin liegt. Die Frage hat sie für sich bereits mit „Ja“ beantwortet. Auch die Chefin zweifelt nicht an ihrer Eignung.

Schon der Rückgang der Schulabgängerzahlen macht laut der Regionaldirektion für Arbeit den Demografiewandel deutlich; nicht nur in Berlin droht Fachkräftemangel. Gleichzeitig klagen Arbeitgeber darüber, keine geeigneten Lehrlinge mehr zu finden, da viele Jugendliche nicht genügend Qualifikationen für eine Ausbildung mitbringen. Man könne es sich nicht leisten, dieses Potenzial nicht zu nutzen, sagt Ilka Ludewig, Sprecherin der Berliner Arbeitsagenturen.

Auch Friseurmeisterin Hubbe-Depenau hat die Erfahrung gemacht, keine passende Auszubildende zu finden, obwohl rund 100 Bewerbungen für eine Lehrstelle bei ihr eingegangen waren. Dabei steht in den Rankings der Schulabgängerinnen Friseurin als Wunschausbildung stets auf einem Topplatz. „Das schreibt sich immer mal schnell auf“, sagt Hubbe-Depenau, die ihren Salon „Relax Hairstyling“ seit 28 Jahren führt. Sie legt viel Wert darauf, ihre Angestellten selbst auszubilden. Zwischen 40 und 50 Lehrlinge hat sie in der gesamten Zeit bereits ausgebildet. Hubbe-Depenau hat also schon lange verinnerlicht, was die Arbeitsagenturen vermehrt empfehlen. „Es ist wichtig, dass sich Betriebe heute um ihre Fachkräfte für morgen kümmern, am besten durch eigene Ausbildung. Damit sichern sich die Firmen nicht nur ihre zukünftigen Mitarbeiter, sondern bewahren auch das fachliche Know-how ihres Unternehmens“, sagt Olaf Möller von der Regionaldirektion für Arbeit. Aus diesem Grund sind Trainingsprogramme vor der Ausbildung im Betrieb aus Sicht der Arbeitsagenturen sinnvoll, wenn Bewerber noch Defizite haben. Eine dieser Maßnahmen ist die EQJ. Ein vergleichbares Projekt gibt es in Zusammenarbeit mit den Unternehmensverbänden.

Noch sind die Zahlen bei der EQJ-Maßnahme nicht besonders groß. 77 Jugendliche machen zurzeit eine Einstiegsqualifizierung. Im gesamten vergangenen Ausbildungsjahr wurden so 238 Praktika gefördert, sagt Sprecherin Ludewig. Die Mindestlaufzeit für die Qualifizierung ist sechs Monate, längstens kann sie ein Jahr dauern. Vor allem soll sie nicht dazu dienen, dass Arbeitgeber die Jugendlichen als billige Arbeitskräfte missbrauchen. Deswegen muss es bestimmte Ausbildungsinhalte geben. Die Jugendlichen erhalten von der Arbeitsagentur eine Praktikumsvergütung in Höhe von 215 Euro monatlich. Und für Franziska Ligendza sind die zehn Monate Praktikum auch keine vertane Zeit. Sie kann, wenn alles gut läuft, ihre Ausbildung um sechs Monate verkürzen.

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