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Berlin: „Aimées“ Erinnerungen kommen ins Jüdische Museum

„22 Uhr 18. Am 1.

„22 Uhr 18. Am 1. Abend ohne dich! Sollte man tatsächlich Euch irgendwie – dann – lebe ich nicht mehr lange.“ Diesen Satz schrieb Elisabeth Wust am 11. Mai 1943 in ihr Tagebuch. Er galt ihrer Lebenspartnerin Felice Schragenheim. Diese war Jüdin und lebte versteckt in Wusts Wohnung. An jenem 11. Mai war Felice nur abends mit Bekannten ausgegangen – ein Jahr später wurde sie von den Nazis nach der Deportation ins Konzentrationslager ermordet. Elisabeth Wust lebte weiter, bis zum 31. März dieses Jahre. Am Donnerstag wurde sie auf dem Friedhof Lichterfelde-Süd beerdigt. Die Erinnerungen an ihre große Liebe hat Lilly Wust bis zu ihrem Tode gehütet – zwei Koffer voll Briefe, Bilder, Geschenke hat der zweitälteste Sohn, Eberhard Wust, jetzt dem Jüdischen Museum Berlin vermacht.

Ihre Tagebücher hatte Lilly Wust gemeinsam mit der Autorin Erica Fischer 1994 zum Buch „Aimée und Jaguar“ verarbeitet, der gleichnamige Film mit Maria Schrader als „Jaguar“ und Juliane Köhler als „Aimée“ machte die mit 92 Jahren verstorbene Frau und ihren Einsatz zur Rettung mehrerer Jüdinnen international bekannt. Wust erhielt später das Bundesverdienstkreuz sowie die höchste Ehrung Israels für Nicht-Juden. Alle Erinnerungsstücke waren fein säuberlich in Klarsichtfolien sortiert, mit Gummiband umschlossen, erzählt der Sohn. Das Jüdische Museum erhält sie für die Nachwelt. Vor dem früheren Wohnhaus an der Friedrichshaller Straße 23 in Wilmersdorf erinnert bereits ein – allerdings schwer zu findender und verwitterter – Stolperstein an Felice Schragenheim. kög

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