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Berlin: Akkord-Arbeiter

Wie die Berliner Symphoniker auch ohne Senatsunterstützung überleben wollen

Seit Mittwoch gibt es nun also kein Geld mehr. Der Senat hat seine Zuwendungen für die Berliner Symphoniker endgültig eingestellt. Da halfen alle Proteste nichts, weder die 70000 Unterschriften, die das Orchester gesammelt hat, noch die Solidaritätsbekundungen der Musikerkollegen. Nachdem die Abwicklung der Symphoniker bereits zweimal in letzter Sekunde abgewendet werden konnte, hat Kultursenator Flierl diesmal die jährlich 3,3 Millionen Euro Unterstützung aus seinem Etat gestrichen. Ausgerechnet jenes Orchester, das im Bereich der Jugendprogramme Pionierarbeit geleistet hat, das mit seinen Nachmittagskonzerten älteren Menschen, die nicht im Dunkeln nach Hause fahren mögen, Gelegenheit gab, Klassik zu erleben, das stets auf die Sozialverträglichkeit seiner Preise achtete, ausgerechnet dieses Orchester also steht nach 38 erfolgreichen Jahren nun selbst vor der Arbeitslosigkeit.

Doch aufgeben kommt für die Musiker offensichtlich nicht in Frage. Am Freitag starten die Symphoniker in die neue Saison, mit einem spektakulären Auftritt auf der Museumsinsel, mit dem Popstar Nena als Erzählerin in Prokofjews „Peter und Wolf“. Und das, obwohl das Oberverwaltungsgericht vor wenigen Tagen einen Eilantrag auf Weiterbezahlung der Musiker durch das Land abgeschmettert hat. „Alle September-Auftritte sind finanziell gesichert“, erklärt Intendant Jochen Thärichen. Und zwar einerseits durch eine Spende in Höhe von 14859 Euro, die beim jüngsten Benefizkonzert des Bundespräsidenten zusammenkam, andererseits durch private Sponsoren.

Darauf, dass alle 2633 Abonnenten den Symphonikern auch nach dem Senatsbeschluss treu geblieben sind, ist Intendant Thärichen besonders stolz. Und auch Chefdirigent Lior Shambadal will zusammen mit seinen Musikern ums Überleben kämpfen. 17 Konzerte in der Philharmonie wie im Konzerthaus am Gendarmenmarkt sind fest geplant.

Sehr viel weniger Loyalität legte dagegen Frederick Metz Shepperd an den Tag: Nachdem sich der Amerikaner im Mai mit viel Tamtam vor der Presse als Topprofi im Spendeneinwerben präsentiert hatte, passierte erst einmal gar nichts. Von den Aktionen, mit denen er europaweit für Furore sorgen wollte, kam keine einzige zustande. Inzwischen hat sich Shepperd sang- und klanglos wieder aus dem Staub gemacht. In Sachen Sponsoring herrschen hierzulande eben doch komplett andere Verhältnisse als in den USA. Leider.

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