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Berlin: Aktionen gegen Zwangsheirat

Wenn die Sommerferien näherrücken, beschleicht viele Mädchen, die meist aus dem islamischen Kulturkreis stammen, ein böses Gefühl: Es ist der Verdacht, dass sie in den Ferien in der Heimat ihrer Eltern gegen ihren Willen verheiratet werden sollen. Berliner Volkshochschulen machen das Thema Zwangsverheiratung und „Ferienbräute“ nun ab Oktober zum Mittelpunkt einer Veranstaltungsreihe.

Wenn die Sommerferien näherrücken, beschleicht viele Mädchen, die meist aus dem islamischen Kulturkreis stammen, ein böses Gefühl: Es ist der Verdacht, dass sie in den Ferien in der Heimat ihrer Eltern gegen ihren Willen verheiratet werden sollen. Berliner Volkshochschulen machen das Thema Zwangsverheiratung und „Ferienbräute“ nun ab Oktober zum Mittelpunkt einer Veranstaltungsreihe. Zu den Referentinnen gehören die Juristin Seyran Ates und die Soziologin Necla Kelek. Gemeinsam mit Maria Böhmer (CDU), der Integrationsbeauftragten der Bundesregierung, kündigten sie die Aktion am Mittwochabend an. Ates sprach sich auch dafür aus, die Zwangsverheiratung als eigenen Straftatbestand im Gesetz zu verankern.

Überdies hat die Juristin eine standardisierte Vollmacht konzipiert, die sie dieser Tage auf ihre Homepage (www.seyranates.de) stellen will: Darin können Mädchen und auch junge Männer vermerken, dass sie nicht heiraten wollen und nach den Sommerferien wieder nach Deutschland zurückkehren möchten. Eine solche Vollmacht helfe der Botschaft und den Behörden dabei, im Ausland nach den Unterzeichnern zu suchen, falls diese nach den Ferien nicht wieder nach Deutschland zurückkämen. Der türkischstämmigen Soziologin Necla Kelek ist es durch eine solche Vollmacht bereits Anfang des Jahres gelungen, eine in der Türkei zwangsverheiratete Frau mit Hilfe von Interpol, der deutschen Polizei und der türkischen Botschaft nach Deutschland zurückzuholen.

Daten zum Thema Zwangsverheiratung sind rar: Laut einer vor drei Jahren durchgeführten Befragung des Senats soll es 2004 in Berlin rund 330 Fälle von drohender oder erfolgter Zwangsverheiratung beziehungsweise -verlobung gegeben haben. rni

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