zum Hauptinhalt
Blumen auf der Verkehrsinsel. Bei den Aktionstagen "Saubere Sache" wird die Stadt gepflegt und verschönert.

© dpa

Aktionstage "Saubere Sache": Mehr Geld für ein gepflegtes Berlin!

Bürger verschönern und reinigen an den Aktionstagen "Saubere Sache" die Stadt. Am heutigen Freitag geht es los, und auch am Sonnabend wird die Stadt geputzt und gewienert. Doch die Verwaltung unterstützt die Engagierten kaum. Diese Verschleißpolitik muss aufhören. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Gerd Nowakowski

Das „Kommando Gartenzwerg“ stürmte schwarz gekleidet und vermummt den Rasen vorm Tiefbauamt in Treptow-Köpenick. Innerhalb von 20 Minuten machte die Spaß-Guerilla daraus einen blühenden Garten. Die Aktion hatte durchschlagenden Erfolg: Der Bürgermeister stoppte das Tiefbauamt, das vorher die Genehmigung verweigerte, Baumscheiben zu pflegen, und rücksichtslos rodete, wo um Straßenbäume herum Blumen gepflanzt wurden.

Dafür hat Treptow-Köpenick nun eine neue Tradition: das Baumscheibenfest. Bürger wehren sich, mit Fantasie und Hartnäckigkeit. Besonders Letzteres ist nötig, weil die Verwaltungen immer noch die für ihren Kiez engagierten Bürger als Störenfriede sehen, wo sie dankbar für solchen Einsatz sein sollten. Egal ob im Ostteil der Stadt oder im Westen, Klagen gibt es von Prenzlauer Berg bis Charlottenburg.

An diesem Freitag und Sonnabend gehen erneut viele Berliner auf die Straße: Die zwei Aktionstage „Saubere Sache“ sind sichtbarer Ausdruck eines bürgerschaftlichen Engagements für eine schönere Stadt, aber auch eine Demonstration der selbstbewussten Stadtbürger. Nahezu 200 Initiativen und Einzelpersonen werden im ganzen Stadtgebiet tätig sein und zeigen, dass sie Verantwortung übernehmen für die Stadt und sich dort einsetzen, wo das Stadtbild zu wünschen übrig lässt.

Parks pflegen, Bänke streichen, ungepflegte Ecken aufhübschen und mit Pflegeaktionen für Stolpersteine an ermordete jüdische Berliner erinnern – all diese Aktionen zeigen, dass sich in Berlin in den vergangenen Jahren eine Kultur des Eintretens für die Stadt entwickelt hat. Denn Berlin ist nur so weltoffen, bunt und lebenswert, wie ihre Bewohner dies als ihr ureigenes Anliegen begreifen. Es geht um die Wertschätzung des öffentlichen Raums, in manchen Kiezen – wie im Görlitzer Park in Kreuzberg – auch um dessen Rückeroberung.

Ur-Berliner und Zugezogene kümmern sich gemeinsam

Zu finden sind die Kümmerer in allen Stadtteilen, es sind Ur-Berliner ebenso wie Zugezogene. Es ist unsere Stadt – und unsere Verantwortung, dass sich alle Menschen in Berlin wohlfühlen, verdeutlichen sie mit ihrem Einsatz.

Die Bürger machen der Stadt damit ein Angebot. Aber dazu gehören immer zwei Seiten. Die Bezirke und auch der Senat erkennen dieses Engagement zu wenig an. Bürger nämlich, egal wie einsatzwillig, können nur begrenzt Gutes tun. Für eine saubere und gepflegte Stadt zu sorgen, bleibt die ureigenste Aufgabe des Senats. Dafür muss er die Finanzmittel bereitstellen – von der Stadtreinigung über den Straßenbau bis zu den Grünflächenämtern. Immer neue Besucherrekorde feiern, aber keinen Cent ausgeben wollen, damit Berlin attraktiv bleibt – das geht nicht.

Ein Umdenken ist notwendig und überfällig nach der Verschleißpolitik der vergangenen Jahre. Die Berliner müssen sich sonst in ihrem Engagement missbraucht fühlen, wenn sie Einsatz zeigen, die Verwaltung aber nichts tut gegen Verwahrlosung und Parks verkommen lässt. Es ist ein Warnzeichen, wenn eine Zehlendorfer Initiative, die sich lange um die Verschönerung des Mexikoplatzes kümmerte, nun aus Protest aufgibt, weil der Bezirk den Platz komplett ignoriert.

Sie wollen sich spontan am Aktionstag beteiligen? Aber gern! Hier finden Sie eine Übersicht aller Aktionen. Bei jenen, die als "offen" gekennzeichnet sind, sind Mitstreiter herzlich willkommen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false