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Berlin: Algenschwemme: Und alle Jahre wieder wird die Havel grün

Es ist giftgrün und hat die Konsistenz kleinen Bröckchen geronnener Milch. Es sieht nicht ganz ungefährlich aus, was da gerade massenhaft das Wasser der kleinen Badebucht an der Havel trübt.

Es ist giftgrün und hat die Konsistenz kleinen Bröckchen geronnener Milch. Es sieht nicht ganz ungefährlich aus, was da gerade massenhaft das Wasser der kleinen Badebucht an der Havel trübt. "Ganz schön früh" sei die Algenschwemme in diesem Jahr aufgetreten, erklärt ein älterer Herr, der auf seiner knallroten Luftmatratze mitten in der Brühe liegt. Der Rentner, Eberhard Müller, kennt das Phänomen seit Jahren und lässt sich den Badespaß in diesen heißen Tagen nicht verderben. Auch einige hundert Meter weiter, an der kleinen Badewiese, planschen die Kinder frohgemut im trüb-grünen Wasser. Die Schlieren sind hier nicht so dicht. Immerhin: "Heute morgen war es viel schlimmer", berichtet eine junge Mutter. Gesundheitliche Probleme hat sie bei ihren beiden kleinen Söhnen noch keine bemerkt.

Ganz ungefährlich ist die so plötzlich aufgetretene Algenschwemme in der Havel und einigen anderen Berliner Badegewässern allerdings keineswegs. "Zumindest mit Kindern sollte man vorsichtig sein und aufpassen, dass sie das Wasser nicht runter schlucken", rät der Sprecher des Berliner Landesamtes für Arbeitsschutz, Gewässerschutz und Technische Sicherheit (LAGetSi), Robert Rath. Denn einige Sorten der trotz leuchtendgrüner Färbung Blaualgen genannten Zellklumpen enthalten Stoffe, die im menschlichen Köper giftig wirken können. Duschen und schnelles Wechseln der Badebekleidung verhindert, dass Algenzellen zerstört und reizende Substanzen an die Haut gelangen. Fälle ernsthafter Erkrankung durch Blaualgen sind nach Auskunft des LAGetSi noch nicht bekannt geworden.

Von der diesjährigen Algenpest betroffen sind vor allem Müggelsee, Seddinsee sowie einzelne Badestellen an der Dahme und, wie der Augenschein unmissverständlich zeigt, an der Havel. Doch genaue Vorhersagen, an welchen Badestellen die grüne Soße gerade auftritt, sind laut Rath nicht möglich. Wie stark die Algen wachsen, ist von der Sonneneinstrahlung abhängig; wo sich der Algenteppich, verdichtet von der Windrichtung. Auftauchen kann das Phänomen derzeit in beinahe jeder Bucht an den betroffenen Gewässern. Doch normalerweise sinken die grünen Krümel innerhalb weniger Tage wieder auf den Boden, und das Wasser klärt sich. "Zur Zeit versuchen wir herauszufinden, ob und an welchen Stellen überhaupt die giftigen Sorten der Blaualge in Berlin vorkommen", verspricht Rath. Denn von insgesamt 35 Sortenenthalten nur fünf toxische Substanzen. Das Wasser kann allerdings gerade jetzt auch dann ungesund sein, wenn es glasklar ist, wie LAGetSi-Sprecher Rath betont. Immer noch rät das Amt vom Bad in Halensee, Grunewaldsee und der Badestelle Spreetunnel am Müggelsee ab. Ursache an bedenklichen Konzentrationen gesundheitsschädlicher biologischer Stoffe in den genannten Gewässern ist diesmal nicht die Sonne, sondern der Regen der letzten Wochen. Die Verunreinigungen sind die Folge der Zersetzung organischer Materialien - kleiner Tiere und Pflanzenteile -, die durch den Regen in die Gewässer gespült wurden .

Ole Töns

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