zum Hauptinhalt

Berlin: Alle fünf Jahre: Bauarbeiten wegen der Tram

Straßenbahngleise müssen immer wieder erneuert werden

Wer am Hackeschen Markt wohnt, wird auch in Zukunft Baulärm und Verkehrseinschränkungen ertragen müssen. Denn die Straßenbahngleise, die zurzeit ausgebessert werden, „müssen alle drei bis fünf Jahre saniert werden“, sagt die Sprecherin der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Petra Reetz. Das hätten Experten bestätigt. Grund sei das hohe Verkehrsaufkommen: Ungefäher alle fünfzig Sekunden fährt dort eine Bahn fährt. Besonders groß ist der Verschleiß in den vielen scharfen Kurven, zum Beispiel an der Spandauer Brücke.

Noch bis zum 17. April werden rund um den Hackeschen Markt Gleise ausgetauscht, zudem wird der Untergrund erneuert. Der Großteil der 180 000 Euro Baukosten wird über Gewährleistungsansprüche an die Baufirmen finanziert, die die Strecke verlegt hatten. „Es müssen Mängel aufgetreten sein“, sagt Reetz. Davon war jedoch auszugehen: Der damalige Stadtentwicklungssenator Jürgen Klemann ließ die Strecke Hackescher Markt – Alexanderplatz 1998 bei minus 18 Grad bauen. Das Risiko absackender Gleisbetten nahm er in Kauf. „Wir haben immer davor gewarnt“, sagt BVGSprecherin Barbara Mansfield. Man habe das Areal erst nach dem Bau übernommen und sitze nun auf den Folgekosten.

Auch jetzt herrschen keine sommerlichen Bedingungen. Muss also bald wieder alles aufgerissen werden? Temperaturen bis minus fünf Grad sind nach Angaben von Experten kein Problem für das Gleisbett. Bei den Bauarbeiten werden laut Mansfield zudem neue Materialien verwendet, die „10 bis 15 Jahre“ halten sollen. Die Gleise allerdings werden sich wieder früher abnutzen, vor allem in der Kurve an der Spandauer Brücke. „Wir wissen nicht, wie lange sie hält“, sagt Mansfield. „Ich kann nur sagen: Der Radius würde heute wohl so nicht mehr genehmigt werden.“ Ein Seitenhieb in Richtung Senat, der die Kurve geplant hat.

Die Antwort kommt prompt. „Es gab nur zwei Möglichkeiten: Entweder diese Kurve oder gar keine Straßenbahn“, sagt Reetz. An Warnungen der BVG kann sie sich nicht erinnern. Aus dem Umfeld des Senats ist zu hören: Die BVG habe jede Entscheidung mitgetragen, darüber gebe es Protokolle. Man habe sich gemeinsam für das Risiko der Winter-Bauarbeiten entschlossen. Man habe auch gewusst, dass durch die enge Kurvenführung die Gleise schnell verschleißen würden und man sie alle paar Jahre erneuern müsse. Aber anstatt die Fahrgäste darüber zu informieren, zeige man jetzt mit dem Finger auf den Senat. Schuld ist also wie immer keiner. Die Leidtragenden sind Anrainer und Fahrgäste. Jetzt – und spätestens wieder in fünf Jahren. chh

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false