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Berlin: Alle Motten sind schon da

Schädlinge entlauben Berlins Bäume: Nach den Kastanien sind die Linden dran. Fachleute suchen ein Gegenmittel

Kaum haben Kastanien das erste Grün getrieben, verlieren sie es wieder. Die Miniermotte ist geschlüpft. In Insektenfallen hat das Pflanzenschutzamt Berlin Hunderte der Schädlinge gefunden. Wenn der Sommer so sonnig wird wie der April, nehmen die 60 000 Kastanien in der Stadt noch größeren Schaden als 2002, sagt Amtsleiter Holger Schmidt. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung hat ein dreijähriges Forschungsprojekt zur Bekämpfung der Miniermotte gestartet. Doch der nächste Baumschädling ist schon im Anflug: Die aus Asien stammende Lindenmotte ist in Brandenburg gelandet. Und ein weiteres Insekt gefährdet Berlins Lindenbestand: die Wollige Napfschildlaus.

Die Laubfegeaktionen im Herbst haben nicht geholfen: Schon jetzt schwirren die ersten Miniermotten aus, legen Eier, und ihre Puppen fressen sich durchs Kastaniengrün. Ende Mai könnten die ersten welken Blätter an den Bäumen hängen, sagt Holger Schmidt. Und die Motten werden diesmal nicht nur weißblühenden Kastanien gefährlich, sie lassen sich auch auf Ahorn und Platanen nieder. Bislang wurden zwar nur die Blätter angegriffen. Wenn die Bäume aber, wie erstmals im vergangenen Herbst, noch einmal blühen, „kostet das den Baum viel Kraft und schädigt ihn auf Dauer ernsthaft“.

Das Pflanzenschutzamt startet im Auftrag der Stadtentwicklungsverwaltung ein Forschungsprojekt zur Bekämpfung der Miniermotte. Fünf Mitarbeiter werden sich ausschließlich mit dem Schädling beschäftigen. Hoffnungen weckten jüngste Ergebnisse von Insektenforschern aus der Schweiz: Sie wollen die Erzwespe als natürlichen Feind der Miniermotte aussetzen. „Das Problem ist aber, dass diese Wespenart auch die Puppen anderer Schmetterlingsarten frisst“, sagt Schmidt. Deshalb setzen die Berliner Forscher auch auf andere Methoden. „Sehr erfolgreich erscheint uns die Variante, das Laub mit den Puppen darin zu zerhäckseln“, sagt Projektleiterin Barbara Jaeckel. Die ersten angegriffenen Blätter müssten schon im Frühjahr aufgesammelt und entsorgt werden. „Gartenbesitzer, die jetzt noch Laubsäcke vom vergangenen Jahr lagern, sollten die auf keinen Fall vor dem Sommer öffnen, sonst flattern ihnen die Motten in Scharen entgegen“, sagt Jaeckel. Eine andere Erfolg versprechende Methode ist, das Laub in Großanlagen bei hohen Temperaturen zu kompostieren. „Im Garten funktioniert das aber nur, wenn über dem Haufen eine mindestens zehn Zentimeter hohe Erdschicht liegt – sonst fressen sich die Miniermotten einfach durch.“ In einem Kilo Kastanienlaub stecken 4500 Puppen. „Die Hälfte davon ist weiblich, das macht 50 000 Eier“, sagt Peter Boas, Sprecher des Pflanzenschutzamtes.

Tipps zur Schädlingsbekämpfung gibt das Pflanzenschutzamt, Mohriner Allee 137, 12347 Berlin-Neukölln, Tel. 70 00 06-0. Die Infobandansage vom „Berliner Gartentelefon“ hat die Nummer 70 00 06-12. Am 24.Mai veranstaltet das Pflanzenschutzamt einen Tag der offenen Tür von 11 bis 17 Uhr.

Annette Kögel

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