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Berlin: „Alle Türken sind auf diese Frau wütend“ Das Thema „Zwangsehe“ beschäftigte Hürriyet auch in der letzten Woche

Die Proteste der Hürriyet gegen die prominente Rechtsanwältin Seyran Ates gehen weiter. Die Trägerin des Berliner Frauenpreises 2004 hatte in einem Interview mit der taz am 28.

Die Proteste der Hürriyet gegen die prominente Rechtsanwältin Seyran Ates gehen weiter. Die Trägerin des Berliner Frauenpreises 2004 hatte in einem Interview mit der taz am 28. Februar über die „Sklavinnen auf dem muslimischen Ehemarkt“ gesprochen, seitdem wird die Frauenrechtlerin von der Hürriyet mit scharfen Worten kritisiert. Politiker des Berliner Abgeordnetenhauses unterstützten daraufhin am Dienstag im Tagesspiegel nachdrücklich die Position von Seyran Ates.

Am Mittwoch zeigte die Hürriyet erneut ein Foto der türkischstämmigen Rechtsanwältin mit der Überschrift: „Ausgerechnet am Frauentag versetzt sie alle in Wut.“ In zwei Ausgaben wurde auch die Berichterstattung des Tagesspiegel angegriffen.

Außerdem zeigte die Zeitung kleine Fotos von der Kinderbeauftragten der Grünen im Bundestag, Ekin Deligöz, und von der Sprecherin des Türkischen Bundes Berlin-Brandenburg, Eren Ünsal. Beide Frauen warfen Seyran Ates vor, mit ihren Äußerungen Vorurteile zu schüren. Zudem kommentierte „Der Editor“ des Blattes dieses Thema in seiner täglichen Kolumne. „Frau Ates will uns verklagen. Wir sind gespannt.“ (…) „Wenn es zu einem Prozess kommt, dann gegen Rechtsanwältin Ates, weil sie gesagt hat, dass türkische Mädchen Beziehungen eingehen …“ Punkt, Punkt, Punkt: Der Schreiber wollte nicht Ates Aussage wiederholen, dass „türkische Mädchen Wissen um Sexualität brauchen. Viele Mädchen müssen sich doch auf Analverkehr einlassen, weil dies die beste Verhütungsmethode ist.“

Am Donnerstag beschwerte sich die Bundestagsabgeordnete Lale Akgün (SPD) nicht nur über Seyran Ates, sondern auch über die Schriftstellerinnen Serap Cileli („Wir sind Eure Kinder, nicht Eure Ehre“) und Necla Kelek („Die gekaufte Braut“). Ihr Engagement ginge in die falsche Richtung. „Mittlerweile fragen mich deutsche Freunde, ob mein Ehemann böse wird, wenn sie mich abends zu Hause anrufen“, sagte Akgün der Hürriyet. Auf der gleichen Seite nahm die Zeitung Serap Cileli ins Visier, die zurzeit mit ihrer Autobiographie durch Deutschland tourt. Cileli erzählt darin, dass sie mit 15 Jahren zwangsverheiratet wurde. In der Zeitung hieß es: „Ihre Eltern haben sich bei der Hürriyet gemeldet. ’Sie lügt. Wir werden die Wahrheit erzählen’, sagten sie.“ Zuletzt brachte die Hürriyet am Freitag „Die ganze Wahrheit über die Schriftstellerin Serap, die türkische Männer als Schläger darstellt“, groß heraus.

Suzan Gülfirat

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