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Berlin: Alles anders

Die Geschäfte in der Schloßstraße werden schicker Auch für die Baulücken gibt es große Pläne

Ehemalige Steglitzer, die in diesen Tagen nach längerer Zeit wieder einmal die Schloßstraße besuchen, reiben sich die Augen: Was ist denn hier passiert? Der populäre Boulevard, immer etwas bodenständiger und weniger extravagant als Kurfürstendamm und Tauentzienstraße, hat sich im letzten Jahr vermutlich stärker verändert als jemals sonst nach dem Wiederaufbau. Die gegenwärtig größte Zäsur ist die riesige Baulücke am Walther-Schreiber-Platz, wo das ehemalige Held- und spätere Hertie–Kaufhaus der künftigen Schloss-Straßen-Galerie gewichen ist. Kaum weniger massiv sind die Eingriffe, die gegenwärtig am Forum Steglitz vorgenommen werden, jenem Einkaufscenter, mit dem damals in der Schloßstraße die Shopping-Neuzeit begann. Und der Bau des „Schlosses“, das sich hinter dem alten Rathaus an der Ecke Grunewaldstraße eher diskret ausbreitet, hat das Ende der wichtigsten Einkaufsregion im Berliner Südwesten komplett verändert.

Im Windschatten dieser Entwicklung verschieben sich die Gewichte auch an weniger spektakulären Stellen. Das Schuhhaus Leiser beispielsweise zählt zu den größten Mietern im „Schloss“, doch es bietet dort gezielt ein preislich gebremstes, vor allem auf junge Kunden zielendes Sortiment an. Ende März wird die Firma auch weiter östlich, gegenüber von Karstadt, eine neue Filiale eröffnen, die in Angebot und Design vermutlich sehr viel anspruchsvoller ist; das passt auch zum Nachbarn, dem jüngst mit großem Aufwand modernisierten Haus von Peek & Cloppenburg. Dort orientiert man sich eher am Standard der Tauentzienstraße, punktet mit Champagnerbar und Live-Piano und setzt so einen deutlichen Kontrapunkt zum populär gestylten „Schloss“, wo die Firma Anson’s nun weitgehend allein für das gehobene Kleidungssegment zuständig ist.

Die Schlüsselrolle für die weitere Zukunft der Straße aber liegt beim Karstadt-Konzern, der seine Kaufhäuser gegen die Konkurrenz der Einkaufszentren behaupten und neu definieren muss. Wertheim und Karstadt, die beiden Häuser in der Mitte der Schloßstraße, stehen ohnehin für eine Renovierung an, und der Vorstand hat bereits angekündigt, dass das Wertheim-Haus nach dem Vorbild des KaDeWe zu einem „Premium-Karstadt“ entwickelt werden soll. Was aus dem eigentlichen Karstadt nebenan werden könnte, steht vorläufig in den Sternen – denkbar, dass es einst in seinem Nachbarn aufgeht und eine weitere Lücke hinterlässt. Aber wenn es so weit kommt, wird auch diese Lücke kaum lange leer bleiben auf einer so ungebrochen populären Straße. bm

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