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Berlin: Alles ist relativ

Von Andreas Conrad Einsteins Relativitätstheorie erklärte sich der Laie bislang am besten so: Ein Haar in der Suppe ist zu viel, nur noch eines auf dem Kopfe dagegen zu wenig. Alles ist eben eine Frage des Verhältnisses, doch selbst hier wird man künftig umdenken müssen, jedenfalls wenn das in der Berliner Gastronomie entwickelte Modell Schule macht.

Von Andreas Conrad

Einsteins Relativitätstheorie erklärte sich der Laie bislang am besten so: Ein Haar in der Suppe ist zu viel, nur noch eines auf dem Kopfe dagegen zu wenig. Alles ist eben eine Frage des Verhältnisses, doch selbst hier wird man künftig umdenken müssen, jedenfalls wenn das in der Berliner Gastronomie entwickelte Modell Schule macht. Stille Wasser galten bisher als tief – und zu teuer. Das teilten sie mit dem Sprudel und manch anderem alkoholfreiem Getränk, auch dies ein Relativitätsproblem, war doch Alkoholisches vergleichsweise billig. Nun wäre es das Einfachste, das Preisverhältnis einfach umzudrehen: Sekt hoch, Selters runter. Nach dem physikalischen Gesetz der kommunizierenden Röhren sollte sich der Umsatz wieder in der Mitte einpendeln, und der Fürsorgepflicht gegenüber notorischen Schnapsnasen wäre auch Genüge getan. Doch was geschieht? Wasser bleibt stabil, Bier zieht an. Die unlängst an dieser Stelle beklagte Chancenlosigkeit Berlins, sich noch vor Bayern und Sachsen an die erste, ihr als Hauptstadt allein zustehende Stelle der Bierkonsumenten zu setzen, ist damit noch deprimierender geworden. Tja, wären wir im karnevalistischen Rheinland, könnten wir uns zumindest lallend wehren: „Wer soll das bezahlen? Wer hat so viel Geld?“

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