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Berlin: Alles muss raus!

Von Annekatrin Looss Sisley ist schon da, H&M schaut sich um und auch Butter Lindner will an den Hackeschen Markt. Das ist nichts für kleine Designerläden, bei denen neben szenigen Klamotten und auffälligen Accessoires auch immer etwas vom „Underground"-Lebensgefühl über den Ladentisch geht.

Von Annekatrin Looss

Sisley ist schon da, H&M schaut sich um und auch Butter Lindner will an den Hackeschen Markt. Das ist nichts für kleine Designerläden, bei denen neben szenigen Klamotten und auffälligen Accessoires auch immer etwas vom „Underground"-Lebensgefühl über den Ladentisch geht. Sie suchen das Weite. „Benetton-Effekt“ nennt der Fachmann das, was auf der Oranienburger Straße gerade geschieht: Sobald sich die großen Filialisten in der Gegend niederlassen, halten die kleinen Läden Ausschau nach einer neuen Heimat. Sie finden sie nur zwei Straßenbahn-Stationen weiter, in der Kastanienallee.

Statt drängelnder Touristen, beherrscht pures Szeneleben die Bürgersteige. Hier wird noch in Baucontainern am Straßenrand gefeiert und am Tag danach erholt man sich auf der Gartenbank vorm Haus. Rund ein Dutzend Designer-Geschäfte hat sich in den vergangenen Monaten in der Kastanienallee niedergelassen. Ihre Mode präsentieren sie auf Schauen im trocken gelegten Schwimmbad um die Ecke. „In der Straße hat sich eine Menge getan“, sagt Axel Hansen vom Pankower Büro für Wirtschaftsförderung. Vor anderthalb Jahren hatte er hier noch 17 leer stehende Gewerbeflächen zu verwalten, inzwischen bezeichnet er das Geschehen hier als „Initialzündung“ - auch für die Schönhauser Allee. Die „Textilwelle“ sei dort rübergeschwappt, mindestens drei Bekleidungsläden hätten in den vergangenen Wochen in der Einkaufsstraße eröffnet.

„Kein Wunder“, sagt Immobilienmakler Christoph Scharf von Atis Müller International. Bei Gewerbemieten von rund zehn Euro pro Quadratmeter lassen sich rund um den Prater noch Existenzgründerträume verwirklichen. Am Hackeschen Markt dagegen seien Mieten von 30 bis 40 Euro inzwischen normal. „Das leisten sich nur Geschäftsleute, die wissen, dass ihr Laden läuft.“ Filialisten eben. Doch auch in der Kastanienallee fühlen sich die Ersten verdrängt. Der Lebensmittelladen mit dem programmatischen n „Koof mal uff´m Kiez“ wird schließen. Und auch im Pankower Bezirksamt blieb der Trend nicht unbemerkt. „Vor allem ältere Menschen rufen bei uns an und beklagen sich, dass ihre Stammgeschäfte aufgeben“, so Hansen. Doch dagegen könne man nichts tun. Es gelte das Prinzip der „Niederlassungsfreiheit". Doch einen Trost gibt es vielleicht. „Wir tummeln uns noch nicht in der Kastanienallee“, sagt Makler Scharf. Wegen der geringen Mieten ist die Gegend für die großen Maklerbüros uninteressant. Noch.

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