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Berlin: Als die Bilder klingen lernten

Der Stummfilmpianist Willy Sommerfeld wird heute 100

Noten? Braucht einer wie Willy Sommerfeld nicht mehr, jedenfalls nicht solche auf Papier. Improvisation, Spontaneität, das allein zählt vor der Leinwand, genährt aus einem überragenden musikalischen Gedächtnis. Sommerfeld gilt als der letzte noch lebende Stummfilmmusiker, wofür schon spricht, dass er heute seinen 100. Geburtstag feiert. Nicht in Berlin, das dem gebürtigen Danziger schon längst zur zweiten Heimatstadt wurde, sondern ruhig im Brandenburgischen. Erst am 29. Mai wird das Kino Arsenal am Potsdamer Platz dem Jubilar eine kleine Gala ausrichten.

Seit 1972 ist Sommerfeld dem Kino der Freunde der Deutschen Kinemathek verbunden. Damals war es in der Schöneberger Welserstraße gerade gegründet worden, und eines Tages klopfte Sommerfeld an und bot seine Dienste an: Man zeige doch oft Stummfilme, die eigentlich musikalisch begleitet werden müssten. Er sei nun im Ruhestand – und stehe zur Verfügung.

Als Stummfilmmusiker hatte er schon in den späten Zwanzigern in Berlin gearbeitet. Damals war es für den jungen Studenten eine Geldquelle, die mit dem Tonfilm wieder versiegte. Jahrzehnte als Kapellmeister, Komponist, Zirkusmusiker und in ähnlichen Berufen folgten. Die Jahrzehnte als Pianist im Arsenal wurden eine zweite, kaum minder erfolgreiche Karriere. Die Leute kamen in Scharen, wenn nur sein Name auf den Plakaten stand. Die Berliner Filmfestspiele ehrten ihn im Februar mit der Berlinale-Kamera. ac

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