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Abhörstation im Verfall. Der aus Kriegstrümmern aufgeschüttete Teufelsberg im Grunewald ist mit 120,1 Metern Berlins höchste Erhebung. Die künftige Nutzung bleibt unklar.

© dpa

Alte Abhörstation im Berliner Grunewald: Auf dem Teufelsberg bleibt es trostlos

Am Wochenende wollten internationale Künstler die ehemalige Abhörstation im Grunewald für Performances nutzen. Doch das Bezirksamt sagte: Zu gefährlich! Wie es mit dem Gelände weitergeht, ist unklar. Immerhin gibt es nun Klangführungen.

Mehr als 20 Performancekünstler aus aller Welt wollten an diesem Sonnabend den Teufelsberg im Grunewald „in einen aufregenden Ort verwandeln, an dem Vergangenes transformiert und Neues gedacht und erprobt wird“. So hatte es der Organisator, der Künstler und Journalist Richard Rabensaat, angekündigt. Doch dann musste er die Kunstaktion kurzfristig absagen: Das Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf hat die Genehmigung verweigert, weil die Ruine der einstigen Abhörstation der Alliierten zu gefährlich sei für größere Besuchergruppen.

Rabensaat sagt, es sei gar nicht um ein großes Event gegangen, das Amt habe da wohl etwas missverstanden. Andererseits ist der Bezirk nur seiner Linie treu geblieben: Seit dem Sommer 2012 sind nur noch die Kleingruppenführungen erlaubt, die eine Gruppe um den Hauptpächter Shalmon Abraham schon seit mehr als drei Jahren anbietet – so auch in diesem Frühjahr. Hinzu kommen Veranstaltungen wie die Beteiligung am „Tag des offenen Denkmals“, aber es dürfen höchstens 200 Gäste auf der Bergspitze sein. Die verschärften Regeln waren eine Reaktion auf Szenepartys, Querfeldein-Golfspiele und andere Events, die aus Sicht von Baustadtrat Marc Schulte (SPD) zu groß geworden waren. Schließlich gebe es viele Löcher in Böden, fehlende Wände und andere Gefahrenstellen.

Der „Runde Tisch“ meldet keine Erfolge

Unterdessen kommen die Ideen für eine künftige Nutzung der brach liegenden Abhöranlage nur schleppend voran. Im vorigen Jahr hatte der damalige Staatssekretär für Stadtentwicklung, Ephraim Gothe, mit Naturschützern, Künstlern und Stadtführern einen „Runden Tisch“ gegründet. Ergebnisse der nicht öffentlichen Treffen sind bisher unbekannt. Laut Stadtrat Schulte muss nach Gothes Entlassung im März zudem geklärt werden, ob der neue Staatssekretär Engelbert Lütke Daldrup sich ebenso engagieren will.

Bereits im November hatten Nutzer und Unterstützer, darunter auch Landschaftsarchitekten, einen Verein gegründet. Die Eintragung ins Vereinsregister sei in Arbeit, heißt es. Darüber hinaus existieren das „Aktionsbündnis Teufelsberg“ und die „Initiative Teufelsberg“ – die sich aber nie einig waren. Das von Naturschützern, Bürgerinitiativen und den Grünen gegründete Aktionsbündnis forderte die komplette Begrünung des einst aus Kriegstrümmern aufgeschütteten Bergs und die Einbeziehung ins Landschaftsschutzgebiet Grunewald. Dagegen geht es der Initiative um einen „Ort der Erinnerung“ mit einem Spionagemuseum und gastronomischer Nutzung.

Luxuswohnungen oder Friedensuni – bisher sind alle Ideen gescheitert

Früher hatten amerikanische und britische Militärs und Geheimdienstler in der „Field Station Berlin“ den Funk- und Telefonverkehr in der DDR und Osteuropa abgehört. Nach dem Alliierten-Abzug erwarben Investoren um den Kölner Architekten Hartmut Gruhl das Fünf-Hektar-Areal, um Luxuswohnungen und ein Tagungshotel zu bauen. Das scheiterte ebenso wie spätere Ideen – darunter die „Friedensuniversität“ der esoterischen Maharishi-Stiftung, zu deren symbolischer Grundsteinlegung sogar US-Regisseur David Lynch angereist war.

Schließlich erklärte die Stadtentwicklungsverwaltung das Gelände zum Waldgebiet, in dem nicht mehr gebaut werden darf. 2012 schien ein Durchbruch nahe, als Miteigentümer Gruhl sich mit Senats- und Bezirksvertretern auf eine Aussichtsplattform, ein Ausflugslokal und ein Museum zur Geschichte des Kalten Kriegs einigte. Dann aber stellte sich heraus, dass ein Teil der Eigentümer andere Pläne hat. Es ging erneut um ein Hotel, Lofts und Büros – wenn auch in kleinerem Ausmaß. Eine solche Nutzung habe nach wie vor keine Chance, sagt Stadtrat Schulte.

Sphärische Klänge in der Antennenkuppel

Bereits 2011 hatte Gruhl einen Denkmalschutzantrag für die Ruinen gestellt, auch die BVV Charlottenburg-Wilmersdorf sprach sich dafür aus. Doch die Stadtentwicklungsverwaltung und das dazugehörige Landesdenkmalamt haben noch immer nicht darüber entschieden.

Zusätzlich zu den zweistündigen historischen Rundgängen an jedem Wochenende und kürzeren Führungen, die bei Bedarf werktags stattfinden, bietet nun auch eine Kinesiologin und Lebensberaterin „Klangerlebnisführungen“ an. Ziel ist die große Kuppel mit ihrer ungewöhnlichen Akustik: Ein Baritonsänger lässt „magische Sphärenklänge“ und sakrale Lieder ertönen, eine Performancekünstlerin steuert Gesangsimprovisationen bei. Nächste Termine sind der 15. Juni und 26. Juli.

- Informationen zu allen Führungen: www.berliner-teufelsberg.com

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