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Berlin: Alter Name – junger Trubel

Vor 250 Jahren starb Graf Hans Christoph Friedrich von Hacke. Er baute die Spandauer Vorstadt

Für die Touristen ist der Name ein Inbegriff quirligen Tag- und Nachtlebens, der Berliner freut sich, dass ein Häuserensemble, das aus Durchgängen und acht Höfen besteht, vor dem endgültigen Verfall gerettet und zu einer Berliner Berühmtheit wurde: Die 1906 erbauten Hackeschen Höfe am Hackeschen Markt, direkt unter der gleichnamigen S-Bahn-Station. In den letzten Jahren wurde der Hackesche Markt zwischen dem Bahnhof und den insgesamt zwölf Gebäuden für Wohnen, Arbeiten, Kaufen und Schlemmen als freier städtischer Platz wiedergewonnen, umgeben von der architektonischen Vielfalt, die für die Spandauer Vorstadt so charakteristisch ist.

Wer aber war denn nun dieser Herr Hacke vom Hackeschen Markt? Er ist, sagen wir’s mal so, ziemlich alt, und er war zu seiner Zeit so berühmt, dass ihm das Museum Mitte eine eigene Ausstellung widmet. Die wird heute Nachmittag eröffnet, denn am 17. August vor 250 Jahren starb der Mann in Berlin – auf seinem Grabstein in Frauenhagen bei Angermünde steht „Hir ruhen die Gebeine Seiner Hochgräfl. Excellenz des weiland Hochgeborenen Grafen und Herrn Hans Chr. Friedrich v. Hacke, sr. Kgl. Majestät in Preußen wohlbestallter Generallieutenant von der Infanterie, Kommandant der Residenzstadt Berlin, Oberst über ein Regiment zu Fuß, des kgl. Schwarzen Adlers und des Hubertus-Ordensritter“. Das mag kriegerischer klingen als es war, denn Hacke zeichnete sich vor allem durch sein Organisationstalent aus – als Generaladjutant Friedrich Wilhelms I. und Friedrich II. war er eine Art Manager oder Superminister bei Hofe; 1747 übertrug ihm der Alte Fritz die Oberaufsicht über die Königlichen Bauten in Berlin und ernannte ihn zwei Jahre später zum Stadtkommandanten von Berlin und Potsdam.

In dieser Eigenschaft war der 1699 in Staßfurt geborene Hacke, der mit seinen 1,91 Metern zu den „langen Kerls“ gehörte, für die Neubebauung der Spandauer Vorstadt zuständig. Der Platz, der dabei nach dem Jahr 1751 entstand, wurde auf Anregung Friedrichs des Großen „Hackescher Markt“ genannt. „Nicht als Feldherr, wie sonst bei dem Dienstgrad Generalleutnant üblich, erhielt der Graf die höchste Gunst seines Königs, sondern als sehr begabter und entscheidungsfreudiger Organisator zivilen Lebens“, sagt die Kuratorin der Ausstellung, Kerstin Sittner-Hinz. Der Titel der Schau erinnert an eine kuriose Begebenheit: Eigentlich verdankt Hacke seine Bilderbuchkarriere dem Zufall einer Verwechslung. Eigentlich sollte ein anderer gleichen Namens eingestellt werden, aber „unser“ Hacke schrieb: „Behalten Sie mich nur, ich will auch fleißig aufpassen.“ Das gefiel der königlichen Personalabteilung, und so begann der 16-Jährige seinen Aufstieg – mit 20 war er schon Lieutenant. Hackes Erstgeborenen hielt der Alte Fritz am 16. Juni 1740 persönlich über das Taufbecken – große Ehre für einen Kommandanten, der ein Bauorganisator war.

Bis 28. November im Museum Mitte Am Festungsgraben 1, Mi. bis Sa. 13 bis 17 Uhr, So. 11 bis 17 Uhr. Eintritt frei.

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