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Berlin: Altglas muss warten: Abholung nur noch alle vier Wochen

Alba verärgert Mieter und Hauseigentümer: Zweiwöchentliche Leerung gestrichen/Tonnen quellen über

Von Jörn Hasselmann

Die Glastonnen quellen über, Flaschen werden von den Mietern in Tüten daneben abgestellt. Bier- und Brauseflaschen kullern durch den Hinterhof, bei Hitze stinkt’s. So sieht es derzeit in vielen Häusern der Innenstadt aus. Denn die Firma Alba holt Altglas nur noch alle vier Wochen ab – nicht mehr alle zwei Wochen. In einem Schreiben an die Hausverwaltungen kündigte Alba eine „berlinweite Optimierung der Glasentsorgung“ an. Dass sich hinter der „Optimierung“ eine Halbierung der Abholtermine verbirgt, erfahren empörte Hauseigentümer bei Alba erst telefonisch.

„Sie sind heute schon der 25., der sich beschwert“, erfuhr ein Wilmersdorfer Hausverwalter gestern beim Alba-Kundenservice – „das geht schon seit eineinhalb Monaten so“. Begründung von Alba: Der Siegeszug der Plastikflaschen habe die anfallende Glasmenge in zwei Jahren um 30 Prozent verringert. Dabei wird die Abholung des Altglases ebenso wie die der Gelben Container über die Gebühren des Grünen Punktes bezahlt. Doch die „Dass“, die in Berlin für Verpackungsmüll in Gelben Säcken und Tonnen zuständig ist, erklärt sich für nicht zuständig: Die Abholung wurde an die Firmen Alba und brs weitergegeben, die die Stadt unter sich aufgeteilt haben – und zwar straßenweise. Der Zufall entscheidet also, welches Unternehmen das Glas holt. „Die Firmen können selbst über den Abholrhythmus entscheiden“, sagte Dass-Sprecher Iwan Zinn.

Alba-Sprecher Axel Bahr sagte auf Nachfrage, dass der Vier-Wochen-Turnus fast in ganz Berlin schon eingeführt sei. Wenn mehr Glas anfalle, müssten eben mehr oder größere Behälter aufgestellt werden, sagte Bahr. Doch dazu fehlt in vielen Höfen und Kellern der Platz. „Ich will doch nicht den ganzen Hof mit Tonnen vollstellen, sagte ein verärgerter Verwalter. „Und wir müssen sparen“, hieß es im Alba-Kundenservice. Es gebe nicht genug Kapazitäten für eine zweiwöchentliche Abholung. Zur Not gebe es ja noch die Glas-Iglus an der Straße, empfiehlt die freundliche Alba-Beraterin. Doch auch deren Zahl sinkt: In den letzten fünf Jahren um 500 auf knapp 6000.

Die Alba-Konkurrenz „brs“, eine Tochter der Stadtreinigung, will dagegen auch beim Glas bei der zweiwöchigen Abholung bleiben, sagte BSR-Sprecherin Sabine Thümler. Wechseln können Kunden jedoch nur, wenn die brs auch mit der – kostenpflichtigen – Papierabholung beauftragt wird.

Es ist nicht der erste Müll-Ärger für Mieter und Hauseigentümer. Zuletzt hatte die Dass Ende vergangenen Jahres ihre Kunden verärgert: Mit der Ankündigung, dass die Gelben Tonnen maximal 30 Meter vom Straßenrand entfernt stehen dürfen – oder die Abholung künftig zu bezahlen ist. Da in vielen Innenhöfen und Großsiedlungen die Wege länger sind, hagelte es Proteste bei der Dass. Die Hauseigentümer fühlten sich im Recht, denn die Abholung der Verpackungen wird vom Verbraucher mit jedem Joghurtbecher und jeder Zahnpastatube bezahlt. Als „reichlich unverschämt“ kritisierte dies der Haus- und Grundbesitzerverein in seiner Zeitschrift „Grundeigentum“. Die 30–Meter-Regelung wurde daraufhin zurückgezogen, gestand Dass-Sprecher Iwan Zinn gestern gegenüber dem Tagesspiegel ein. „Einige Müllentsorger befinden sich offenbar mit ihrer Kundschaft auf Konfrontationskurs“, resümiert „Haus & Grund“.

Gespart wird überall: Im Jahr 2001 hatte die BSR die „Umstrukturierung“ ihrer Recyclinghöfe abgeschlossen. „Umstrukturierung“ bedeutete eine Halbierung des Angebots. Statt 39 Höfen gibt es jetzt nur noch 18, allerdings mit deutlich längerer Öffnungszeit.

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