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Berlin: Am laufenden Band

Zwei Berliner haben ein Kleidungsstück erfunden. Ein modisches, sagen sie

In den 80ern war die Gürteltasche modern, da konnte man alles unterbringen: Schlüssel, Ausweis, Bargeld, Zigaretten. Heute traut sich keiner mehr mit dem Ding auf die Straße, sagt Tobias Breyer. Wer jetzt ohne Rucksack und Handtasche unterwegs ist, muss sich deshalb alles in die Hosentaschen stopfen. Die Folge: „Hamstertaschen, auch nicht schön“. Tobias Breyer glaubt, die Lösung gefunden zu haben: den Rucksack ohne Sack. Das „Bandee“. Ein langes Kunststoffband, dass man wie eine Schärpe um den Körper trägt. Mit zwei eingenähten und zwei aufgesetzten Taschen dran. Eine ist fürs Handy, auf Wunsch auch mit durchsichtiger Wand – damit jeder sehen kann, welches Modell man besitzt. „Für Jugendliche ist das Mobiltelefon ein Statussymbol, das möchten sie auch zeigen.“

Anderthalb Jahre hat der Designer mit seinem Kollegen Dieter Guldin im gemeinsamen Souterrainbüro in Prenzlauer Berg an der Erfindung gearbeitet. Die Markenrechte ließen sie sich schützen, jetzt gehen die ersten Bänder in den Verkauf. Ab 30 Euro sind sie zu haben. 20 verschiedene Kombinationen gibt es bisher, unifarben oder gestreift, manche sind mit Schriftzeichen oder Blumen bedruckt. Lange diskutiert haben die beiden über das Camouflage-Modell. Einerseits gelten die Militär-Tarnfarben gerade wieder als modern, andererseits ist Guldin nach eigener Aussage „ein alter Friedens-Dödel, der früher auf Demos mitgelaufen ist“. Außerdem haben sie die Befürchtung, dass sich möglicherweise auch Rechtsextreme für den Tarnfarbenlook interessieren könnten. „Wenn ich einen Nazi mit Bandee rumlaufen sehen würde, täte mir das in der Seele weh“. Der Kompromiss: Camouflage wird verkauft, aber nur mit Sticker gegen Rechts vorne drauf.

Man könne die Bandees in jeder Alltagssituation und Lebenslage tragen, sagt Breyer. Und schränkt das gleich ein: In der Oper vielleicht noch nicht. Aber bald soll es das Band auch in paillettenverzierter Version geben. Breyer hat noch andere Ideen: zum Beispiel formstabile Taschen am Band, in der man seine Brille beim Sport verstauen kann. Oder ein wasserdichtes Bandee für Segler und Surfer.

Erst mal müssen sich allerdings die ersten 500 verkaufen. Dieses Wochenende stellen Breyer und Guldin ihre Erfindung auf der Jugendmesse „You“ unterm Funkturm vor. Ihr Stand in Halle 20 misst zwölf Quadratmeter, das ist fast gar nichts angesichts der riesigen Flächen, die ihre Standnachbarn Sony und Nintendo angemietet haben. Sie wussten sich zu helfen: Sie mieteten ein Baugerüst und kleisterten es mit Plakaten zu. Das ragt jetzt sechs Meter hoch und verdeckt das Riesenbanner des Klingeltonherstellers Jamba.

Bestellung im Internet:

www.bandee.de

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