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Ringbahn. Der Lausitzring sollte die Formel 1 nach Brandenburg bringen. Foto: dapd

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Berlin: Am Lausitzring steht alles auf Grün

Vor zehn Jahren ging das einstige Vorzeigeprojekt in die Insolvenz. Seither hat sich vieles gewandelt Die jetzigen Betreiber setzen sogar auf erneuerbare Energien – allerdings nicht auf die Formel 1.

Klettwitz - Es ist noch nicht die Formel 1, die jetzt mitten in den Querelen um den Nürburgring von der Eifel nach Südbrandenburg zum Lausitzring kommt. An diesem Wochenende gastiert nur die „Rundstrecken-Challenge Nürburgring“ in der Lausitz. Das sind semiprofessionelle Fahrer, die mit ihren aufgemotzten Autos um die Wette fahren.

Immerhin wächst bei diversen Rennveranstaltern das Interesse an der Lausitz – angesichts der am Nürburgring explodierten Baukosten, der schöngerechneten Prognosen zu Besucherzahlen, der nicht genehmigten Beihilfen und der nur mit Landesmitteln abgewendeten Pleite. Der Lausitzring 115 Kilometer südlich von Berlin ist schließlich eine von nur vier permanenten Rennstrecken in Deutschland. „Wir könnten Veranstaltungen problemlos auffangen, und es existieren bereits erste Kontakte in dieser Richtung“, sagt Frank Poensgen, der Juniorchef der Betreibergesellschaft EuroSpeedway. „Turbulenzen bei Mitbewerbern können natürlich für uns gewisse Vorteile bedeuten, weil wir einen stabilen Betrieb gewährleisten können.“ Schon seit längerer Zeit haben die Chefs des Lausitzrings Interesse an der Superbike-WM der Motorräder, die bislang in Rheinland-Pfalz ausgetragen wird.

Die Krise der Anfangsjahre hat der Lausitzring hinter sich gelassen und setzt auf solides Wachstum. Die durch den Zusammenbruch der Berliner Bankgesellschaft, die über eine Tochterfirma Mehrheitsanteile hielt, ausgelöste Insolvenz im Jahr 2002 ist ausgestanden. „Wir haben es seit der Übernahme in den vergangenen drei Jahren geschafft, uns auf eine schwarze Null zu bringen“, sagte Poensgen. Anders als bei anderen Rennstrecken sei am Lausitzring ein solider und bodenständiger Betrieb entstanden, auf staatliche Hilfen sei das Unternehmen nicht angewiesen.

Die Piste ist zu 90 Prozent ausgelastet, nicht durch reguläre Motorrad- und Autorennen. Die Strecke wird auch tageweise vermietet, Hersteller testen hier neue Wagen, Firmen schenken ihren Kunden eine Fahrt im Rennwagen – und Besucher können selbst Runden drehen. „Aber man muss mehr tun, als nur Teer vermieten“, sagt Poensgen. Noch in diesem Jahr soll eine Offroadstrecke eröffnet werden. Dort können sich dann Fahrer von Quads und Crossrädern austoben, gerade auch jene, die bislang illegal durch die alten Tagebaue kurven. Auch Konzerte sollen auf dem Lausitzring wieder stattfinden, immerhin gibt es eine direkte Autobahnanbindung, zudem 20 000 Parkplätze und einen eigenen Campingplatz. Als Erfolg verbuchen die Betreiber, dass etwa die Energiekosten drastisch gesenkt wurden. Ein 200 Meter hohes Windrad ging im Juli in den Testbetrieb. Die Anlage gilt als weltgrößte ihrer Art und versorgt den Lausitzring und bis zu 13 000 Menschen mit Strom. Die Betreiber nennen das Projekt „Grüner Lausitzring“, der sich als erste Rennstrecke Deutschlands autark mit Strom und Wärme aus erneuerbaren Energien selbst versorgen will.

Dass die Formel 1 tatsächlich einmal in die Lausitz kommt, glaubt Poensgen nicht. „Wir sind nicht in der Lage und auch nicht bereit, zu hohe Risiken einzugehen, die wir nicht aus eigener Kraft stemmen können“, sagt er. Für die Formel 1 müsste die Landesregierung mit Zuschüssen einspringen, der Lausitzring selbst kann sich allein die Lizenz nicht leisten. Bei der Landesregierung aber ist die „schwierige Historie“ noch lebhaft in Erinnerung, und das Wirtschaftsministerium hält eine Förderung für die Formel 1 angesichts leerer Kassen für unwahrscheinlich.

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