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Ein Projekt, ein Konsens. Horst Amann ist der Technikchef am BER.

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Update

Amann gegen Mehdorn: Streit am Flughafen BER eskaliert

Am Flughafen bricht schon wieder das Chaos aus: BER-Technikchef Horst Amann hat an Vize-Aufsichtsratschef Klaus Wowereit einen Brief geschrieben. Und der hat es in sich.

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In Berliner Senatskreisen spricht man von einem „Intrigantenstadl“. Gemeint ist der Machtkampf zwischen BER-Chef Hartmut Mehdorn und Technikchef Horst Amann. Letzterer wandte sich offenbar schriftlich an den Vize-Aufsichtsratschef und Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit. „Es wird versucht, mich gegenüber dem Aufsichtsrat zu denunzieren und zu diskriminieren“, zitiert das „Handelsblatt“ aus dem Schreiben vom 16. September. Amann bat den Aufsichtsrat „um sofortige Unterstützung“.
Amann, der zuvor im Management am Flughafen Frankfurt am Main tätig war, kritisiert in dem Brief die „fehlende Bereitschaft des Herrn Dr. Mehdorn, sich mit fachlichen und sachlichen Notwendigkeiten unter Berücksichtigung qualifizierter Mindesterfordernisse auseinanderzusetzen“. Das führe zu einer „nicht mehr hinnehmbaren Lähmung der Aktivitäten im Projekt“.
Geschrieben hat diese Zeilen Horst Amann, Technikchef der Flughafen Berlin Brandenburg GmbH. Gerichtet sind sie an Vize-Aufsichtsratschef und Berlins Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit. Am Donnerstag ging der Brief, der dem „Handelsblatt“ vorliegt, offensichtlich an den gesamten 15-köpfigen Aufsichtsrat des Pannenflughafens.

Der Technik-Chef war für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Ob es einen Brief gebe, und ob dieser von Wowereit zur Kenntnis genommen worden sei, wollte Senatssprecher Richard Meng nicht kommentieren. „Das entscheidende Thema ist und bleibt, dass es auf der Baustelle voran geht. Alles andere ist nachrangig“, sagte Meng dem Tagesspiegel. Auch andere Aufsichtsräte wollten sich nicht äußern. „Kein Kommentar“, verlautete es beim Bund. Aus Brandenburg hieß es, solch ein Schreiben käme einer Kündigung Amanns gleich, da der Aufsichtsrat nun zu einer Entscheidung – Mehdorn oder Amann – gezwungen wäre. Und Mehdorn stehe nicht zur Disposition.

Amann klagt über Mehdorn - und der spricht von einem "verschenkten" Jahr

Doch das Schweigen ändert nichts daran: Das Verhältnis zwischen Mehdorn und Amann, der im August 2012 geholt wurde, gilt als zerrüttet. Amann beklagt laut „Handelsblatt“ weiter, Mehdorn entlasse „hervorragende Fachkräfte“ und ersetze diese durch kostenintensive Berater. Diese könnten aber keine Bauherrenfunktionen übernehmen. Mehdorn wiederum hatte mehrfach sein Unverständnis auch öffentlich geäußert, dass das Jahr seit der BER-Startverschiebung im Mai 2012 „verschenkt“ worden sei. Von „Fehleinschätzungen“ Amanns ist in seinem Umfeld die Rede. Unter Führung des Technik-Chefs seien lediglich die Probleme des Flughafens analysiert worden, die Bauarbeiten aber nicht vorangekommen.

Kürzlich stritten die beiden Manager über den von Mehdorn im Aufsichtsrat durchgesetzten Plan, im Frühjahr 2014 einen Probebetrieb mit bis zu zehn Flügen täglich im Nordpier des Flughafens in Schönefeld zu beginnen. Trennungsgerüchte wurden bislang offiziell als unbegründet zurückgewiesen. Flughafensprecher Ralf Kunkel wollte zum Thema gar nichts sagen. Trotzdem fest steht, dass die Geduld der BER-Gesellschafter Bund, Berlin und Brandenburg bald erschöpft sein wird.

Am 28. September wird sich der Aufsichtsrat zu einer Sondersitzung mit kurzer Tagesordnung treffen. Mehdorn will dort die Freigabe für einen Elf-Millionen-Auftrag zur Lösung von Netzwerkproblemen im BER-Terminal beantragen. Ob das Gremium auch das Personalproblem bespricht, wurde bisher nicht bestätigt. Sowohl Amann als auch Senatssprecher Meng haben dementiert, dass über eine Auflösung des Vertrags mit dem Technik-Chef verhandelt wird. Klar ist nur, dass BER-Geschäftsführer Mehdorn als unangreifbar gilt. Der Regierende Bürgermeister und amtierende Aufsichtsratchef Wowereit steht hinter ihm. Beide sprechen übereinander mit großem Respekt. Mehdorns Erfahrung, sein Durchsetzungsvermögen und Kommunikationstalent wird in Berlin koalitionsintern sehr geschätzt. Und es wächst das Vertrauen, dass der Flughafen-Chef das schwierige Großprojekt erfolgreich und in überschaubarer Zeit zu einem guten Ende führen könnte.

Unterdessen droht dem Pannen-Projekt und seinen Verantwortlichen der nächste Ärger: Das Verwaltungsgericht Cottbus gab am Freitag der Klage eines Journalisten gegen die Flughafengesellschaft teilweise statt: Sie muss Auskunft geben, wann und mit welcher Begründung der Aufsichtsrat über Verzögerungen beim BER-Bau informiert wurde.

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