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Amoklauf: Haftbefehl gegen 16-Jährigen

Gegen den 16-Jährigen aus Neukölln, der am Rande der Eröffnung des neuen Berliner Hauptbahnhofs wahllos auf Passanten eingestochen hatte, ist Haftbefehl erlassen worden.

Berlin - Gegen den 16 Jahre alten Amokläufer von Berlin ist am Samstagabend Haftbefehl erlassen worden. Der Hauptschüler hatte am Rande der Feierlichkeiten zur Eröffnung des neuen Berliner Hauptbahnhofes am Freitagabend wahllos auf Passanten eingestochen und dabei 28 Menschen verletzt. Dem mutmaßlichen Täter wird versuchter Mord in 24 Fällen und gefährliche Körperverletzung vorgeworfen. Dies teilte Polizeisprecher Uwe Kozelnik mit.

Sechs der Verletzten trugen schwere Stichwunden davon. Das Motiv des Hauptschüler aus dem Berliner Bezirk Neukölln, der stark angetrunken war, blieb zunächst unklar.

Eines der ersten Opfer der Messerattacke im Regierungsviertel räumte am Samstag in einer Vernehmung ein, mit dem Aids-Virus infiziert zu sein. Daraufhin wurden Verletzte mit Stichwunden und Ersthelfer, die Blutkontakt hatten, aufgefordert, sich im Virchow- Klinikum oder der Uni-Klinik Charité untersuchen zu lassen. Bis zum Abend meldeten sich 21 Betroffene in den beiden Krankenhäusern. Sie wurden nach Auskunft der Charité sofort mit virushemmenden Medikamenten versorgt. Diese seien innerhalb von 24 Stunden am wirksamsten.

Der Charité-Infektiologe Norbert Suttorp erläuterte, das Risiko sei gering, sich mit dem blutigen Tatmesser infiziert zu haben. Bei einem Stich mit einer Infusionsnadel, was im Klinikalltag immer wieder vorkomme, betrage die Wahrscheinlichkeit einer HIV-Infektion drei Promille, das heißt drei Infektionen in 1000 Fällen. Der Ärztliche Direktor der Charité, Ulrich Frei, wies darauf hin, dass das Blut auf dem Tatmesser bei jedem Stich durch die Kleidung der Opfer abgewischt worden sei.

Mehrere Zeugen hatten den 16-Jährigen als Messerstecher identifiziert, nachdem ihn private Sicherheitsleute überwältigt und der Polizei übergeben hatten. Der Hauptschüler bestritt die Tat und verweigerte nach Angaben der Polizei vom Nachmittag jede weitere Aussage. Bei ihm wurde aber die Tatwaffe gefunden.

Zahlreiche Opfer wurden in den Rücken gestochen, weshalb die Staatsanwaltschaft die Tat als besonders heimtückisch bewertete. 15 von ihnen mussten stationär in Krankenhäusern behandelt werden. Einigen konnte nur durch Notoperationen das Leben gerettet werden. Polizei, Politiker und Organisatoren der Fußball-WM warnten zwei Wochen vor der Weltmeisterschaft eindringlich vor Panikmache und betonten, es handele sich um die Tat eines Einzelnen.

Innensenator Ehrhart Körting (SPD) sagte, der Schüler sei der Polizei bisher nur mit relativ kleinen Delikten aufgefallen. Er habe nach bisherigen Ermittlungen einmal einen Mitschüler geschlagen, der ihn beleidigt habe. Außerdem soll der 16-Jährige in der Schule eine Scheibe eingeschlagen haben. Die Schwere der Tat müsse Anlass geben, mehr darüber nachzudenken, wie die Gesellschaft mit Gewalt umgeht. Körting sagte, es müssten «mehr Stoppschilder gesetzt werden». (tso/dpa)

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