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Berlin: Anders gemeint als gesagt

Wirbel um Zitat der Ministerin: „Der Palast sollte erst abgerissen werden, wenn die Ausschreibung für die Bebauung des Schloss-Areals stattfindet“

Amelie Deuflhard vom Verein „Zwischenpalastnutzung“ freut sich gestern Mittag zu früh. Zuvor wird Kulturstaatsministerin Christina Weiss in einem Interview so zitiert: „Der Palast der Republik sollte erst abgerissen werden, wenn die Ausschreibung für die Bebauung des Schloss-Areals stattfindet“. Weil aber immer noch keiner weiß, wann mit dem 670-Millionen-Projekt begonnen wird – in zwei, drei, sechs Jahren oder gar nicht –, malt sich Amelie Deuflhard schon aus, wie das Kulturprogramm im Palast auch in ferner Zukunft aussehen könnte.

„Ich habe das Gefühl, das Schloss ist auf unbestimmte Zeit verschoben“, sagt sie. Ideen gibt es ohnehin schon, wie sich der „Volkspalast“, den in vier Wochen 30 000 Gäste besuchten, im nächsten Jahr präsentieren könnte. Beispielsweise mit einem gemeinsamen Auftritt der Berliner Opernhäuser, das will sie heute genauer erläutern. In paar Tagen ist hier eine Popkomm-Veranstaltung zu Gast, und auch Sänger Udo Lindenberg gab gestern bekannt, dass er im Winter hier noch einmal auftreten will.

Jedenfalls ist Amelie Deuflhard zufrieden, als sie hört, was die Ministerin sagt. Entsprechend verärgert ist der Förderverein Berliner Schloss, der 80 Millionen Euro für die Fassade beisteuern will und nach eigenen Angaben Spendenzusagen in Höhe von zehn Millionen Euro hat.

Aber die Ministerin, die sich mit so deutlichen Worten gegen den schnellen Abriss und eine „Wiese“ auf dem Palastgelände ausgesprochen hat, rudert im Lauf des Tages zurück. Sie sei wohl missverstanden worden, lässt sie von einem Sprecher mitteilen. Sie habe eigentlich gemeint, der Palast solle bis zum Architekten- und Investorenwettbewerb im nächsten Jahr erhalten bleiben. Aber auf eine kulturelle Palast-Nutzung bis zum geplanten Abriss im Sommer, spätestens Herbst 2005, hatten sich ohnehin kürzlich die Kulturstaatsministerin selbst, Kultursenator Thomas Flierl (PDS), Bundesbauminister Manfred Stolpe (SPD) und Vertreter der Oberfinanzdirektion (OFD) des Bundes geeinigt. Flierl ist allerdings auch der Ansicht, dass es besser wäre, den Palast zu nutzen, bis der Anschlussbau realistisch ist. Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) sieht das anders, ihm ist „wichtig, dass das Ding wegkommt“, der Abriss nicht hinausgezögert wird. Es wäre allerdings schön, wenn der Schlossplatz zur Beachvolleyball-Weltmeisterschaft im Frühsommer noch keine Baustelle wäre, wünscht er sich.

Manuela Damianakis, Sprecherin der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, nennt einen klaren Abrisstermin: „Es bleibt beim 1. Juli 2005.“ Allerdings waren schon frühere Termine vorgesehen, aber gegen die Ausschreibung liegen Beschwerden bei der Vergabekammer vor. Klar ist die Auftragsvergabe noch längst nicht, aber die Kosten von 20,4 Millionen Euro sind wenigstens schon einmal „durchgerechnet“, wie es heißt.

Helmut John von der OFD, die den Palast verwaltet, nennt auch einen Termin: „Die Zwischennutzung endet am 12. November.“ Man suche für weitere Nutzungen nach einem neuen „Generalmieter“, wolle nur einen einzigen Ansprechpartner, nicht über „hundert Projekte einzeln verhandeln.“ Das kürzliche Treffen der McKinsey-Unternehmensberatung, so John, sei beispielsweise „ohne Absprache mit uns“ im Palast der Republik veranstaltet worden.

Christian van Lessen

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