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Berlin: Angeklagter schlug Richter

Der Fall ist einmalig für das Moabiter Kriminalgericht: Walid El-A. hat als Angeklagter über den Richtertisch hinweg den Vorsitzenden Richter geohrfeigt.

Der Fall ist einmalig für das Moabiter Kriminalgericht: Walid El-A. hat als Angeklagter über den Richtertisch hinweg den Vorsitzenden Richter geohrfeigt. Zudem soll der 38-jährige Araber die gesamte Strafkammer ehrverletzend beschimpft haben. „Das Einzige, was über Ihren Köpfen fehlt, sind Hakenkreuze“, soll er laut Anklage gepöbelt haben. Die Attacken im Gerichtssaal brachten El-A. gestern erneut vor Gericht. Diesmal zog er das Schweigen vor.

Die Richter hatten im damaligen Prozess viel Geduld mit Walid El-A., der sich wegen Vergewaltigung verantworten musste. Mehrfach rastete der in Libanon geborene Mann aus, unterstellte der Strafkammer Rassismus. Dann kam der 2. März 2004: Walid El-A. wollte am 16. Verhandlungstag in eine Fotomappe sehen, die auf dem Richtertisch lag. „Plötzlich sprang er auf und pfefferte mir eine. Ich war völlig verdattert“, sagte der Vorsitzende Richter später, der auf einen Strafantrag verzichten wollte. Der Gerichtspräsident aber erstattete aus „fürsorgerechtlichen Erwägungen“ Anzeige. Der 64-jährige Jurist, der als fairer und besonnener Richter gilt, ließ den Schläger damals aus dem Saal entfernen. „Ich lasse mich nicht von Rassisten verurteilen“, brüllte Walid El-A. noch vor seinem Abtritt. Einen Monat später wurde der als Sexualstraftäter vorbestraft Mann zu acht Jahren Haft verurteilt. Gleichzeitig ordnete die Kammer eine Sicherungsverwahrung an. Am 23. Mai soll der geohrfeigte Richter als Zeuge vernommen werden.

Kerstin Gehrke

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