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Was macht die Familie?: Angeln jedenfalls nicht

Wie ein Vaterdie Stadt erleben kann.

Wir sind gerade von einer großen Sommerreise zurückgekehrt, die uns auch in die kanadische Wildnis geführt hat. Ein Zufall kam zum anderen, und wir mieteten die Hütte von Elizabeth und Wayne. Sie liegt am Nordrand des Algonquin-Naturschutzgebiets zwischen vielen Seen und noch mehr Wald. Es soll Bären und Elche geben, eine Telefonleitung gibt es aber nicht, und das Internet ist nur per Satellit erreichbar.

Wayne, ein pensionierter vollbärtiger Wirtschaftswissenschaftler, informiert sich so über die Welt. Und Elizabeth war Opernsängerin und hat – so sind Zufälle eben – in meiner ostwestfälischen Heimatstadt Detmold Musik studiert. Ein Plakat der Musikhochschule hängt in ihrer Garage. Leo ist mit Wayne morgens um fünf mit dem Kanu aufgebrochen, um angeln zu gehen, und sechs Stunden später tauchten die beiden dreckig, müde und glücklich wieder auf, mit fetten Barschen in ihren Eimern. In diesem Moment beschloss ich, mit Leo in Berlin angeln zu gehen. So ein Glücksgefühl wollte ich auch mit ihm teilen.

Leider ist das nicht so einfach. Leo ist zehn, in Berlin dürfen Kinder erst ab zwölf angeln, mit Jugendfischereischein. In Brandenburg sei es einfacher, behauptet der Deutsche Anglerverband, denn da bestehe die Möglichkeit, „mit einer allerdings dann nur in Brandenburg gültigen Friedfischfischereiabgabe als Fischereischeinersatz, für Jugendliche zum Jahrespreis von 2,50 € bereits ab 8 Jahren selbstständig Friedfisch angeln zu gehen.“ Aber: „Der Erwerb einer Angelerlaubnis für das zu beangelnde Gewässer ist natürlich erforderlich.“

Mit Verlaub: Wayne hat es einfacher, an dieser Aufgabe scheitere ich. Es wird also nichts mit Kanu, Barsch und Picknick, aber wir gehen baden. Die Havel, die bei uns in der Nähe vorbeifließt, kommt nicht infrage – der Fäkalienteppich ist zwar angeblich weg, aber in meinem Kopf wirkt er nach, und außerdem zeigen sich jetzt leider grüne Algenschlieren.

Wir nehmen lieber die Berliner Seite des Groß Glienicker Sees, schwimmen raus zur Insel, und dann kriege ich im „Seekrug“ ein Weißbier und Leo eine Cola. Moritz Döbler

Mit dem BVG-Bus 135 von Spandau zur Haltestelle „Kurpromenade“ (20 Minuten) in Kladow, zu Fuß die Uferpromenade runter bis zur Badestelle (15 Minuten) und dann zum „Seekrug“ (5 Minuten). Und wer mehr über die Anglerszene erfahren will – der Berliner Landesverband ist hier zu erreichen: www.landesanglerverband-berlin.de

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