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Berlin: Angriff auf die Seele

Insider zweifeln an Scientologys neuem Selbstbild

Sie tragen die Farbe Gelb und helfen gerne: beim Aufräumen in New Orleans nach dem Hurrikan zum Beispiel. Und beim Aufbau einer besseren und gerechteren Welt – glaubt man den Selbstdarstellungen von Scientolgy im Internet. Von früheren umstrittenen Methoden distanziere man sich, das sei Schnee von gestern – was Politiker und Experten bezweifeln. Der SPD-Bundestagsabgeordnete Klaus Uwe Benneter etwa betreute als Rechtsanwalt Ende der neunziger Jahre Scientology-Aussteiger. Für ihn stellt die Eröffnung des neuen Zentrums in Berlin eine „neue Qualität“ in der Arbeit der umstrittenen Organisation dar: „Damit tanzen die Scientologen auf der Nase des Verfassungsschutzes herum“, sagt er. Wie berichtet, eröffnen die Scientologen am Sonnabend ihre neue Repräsentanz in einem Gebäude in der Otto- Suhr-Allee. Es wurde der Organisation von einer dänischen Firma vermietet, die es von einer Wohnungbaugesellschaft gekauft hat, bei der es sich allerdings nicht, wie irrtümlich berichtet, um die Degewo handelt.

Benneter sagt über seine Erfahrung mit Scientology-Aussteigern: „Die Mitglieder waren gezielt in psychische und finanzielle Abhängigkeit hineinmanövriert worden“, sagt er, – was die Scientologen bestreiten. Ferner berichtet der frühere SPD-Generalsekretär von einer Mandantin, die ein Darlehen aufgenommen hatte, um von dem Geld die Seminare und „Auditings“ bezahlen zu können. „Sie hatte einen Kredit in Höhe von 15 000 Euro, verfügte aber nur über ein Einkommen von weniger als 1000 Euro“, so Benneter. Dem Rechtsanwalt zufolge habe die Organisation aber nach Androhung rechtlicher Schritte eingelenkt: „Die Scientologen sind in meine Kanzlei gekommen, haben das Geld zurückgegeben und ganze Regalmeter mit Scientologie-Literatur und so genannte E-Meter des früheren Mitgliedes wieder weggetragen“, so Benneter. Beim „E-Meter“ handelt es sich um ein Gerät, das Scientologen bei „Anhörungen“ (Auditings) in der Hand halten müssen und mit dessen Hilfe angeblich verborgene Gedanken entdeckt werden können. Auch dieses Gerät müssen Scientologen erwerben, wenn sie den Aufstieg in der Hierarchie der Organisation beginnen.

Ursula Caberta, Leiterin der Arbeitsgruppe Scientology bei der Hamburger Innenbehörde, bezweifelt, dass Scientology eine neue Kultur im Umgang mit ihren Mitgliedern pflegt: „Die Methoden können sich gar nicht ändern, weil der Scientology-Gründer Kritiker als Feinde der Bewegung bezeichnet hat – seine Schriften sind für Scientologen unantastbar.“ Aussteiger hätten berichtet, dass ihnen von der Organisation angedroht worden sei, intimste Dinge zu verraten, die während der Auditings zur Sprache gekommen waren. Das sollte eine Rückkehr in die Familie oder in die Arbeitswelt verhindern. Sogar Caberta selbst wurde von einem Scientologen bedroht, weil sie dessen Partnerin beim Ausstieg unterstützte. Tsp

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