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Berlin: Angst vor der Ökosteuer füllt die Auftragsbücher der Heizölhändler

BERLIN .Die Ökosteuer beunruhigt die Verbraucher und verursacht offenbar für Panikkäufe.

BERLIN .Die Ökosteuer beunruhigt die Verbraucher und verursacht offenbar für Panikkäufe.Mineralölhändler sprechen von einer "Bestell-Lawine".Viele Berliner wollen offenbar vor dem Start der Öko-Steuer am 1.April noch schnell die Tanks füllen.Die Hamsterkäufe könnten sich jedoch als übereilt erweisen, denn trotz Steuererhöhung rechnen die Händler im Sommer mit sinkenden Preisen.Insgesamt aber werden die Verbraucher für Energie und Miete künftig tiefer in die Tasche greifen müssen.

100 Liter Heizöl kosten bei einer Abnahme von 1000 Litern nach Angaben des Heizöl-Informationsdienstes derzeit mit Mehrwertsteuer und Lieferung durchschnittlich 49,81 Mark - über drei Mark mehr als in der Vorwoche.Trotz des Preisanstiegs überschlagen sich auf dem Heizölmarkt die Ereignisse, teilt der Heizöl-Infodienst unter seiner Service-Nummer mit.Die Händler könnten wegen der massenhaften Bestellungen nicht mehr, wie sonst üblich, am Bestelltag ausliefern.Nach Angaben des Mitteldeutschen Handelsverbandes für Brennstoffe, der auch für Berlin zuständig ist, wurde im Februar über die Hälfte mehr Heizöl als im Vormonat verkauft.

Dies bekommen auch die Berliner Mineralölhändler zu spüren."Es rufen sehr viele Leute an", berichtet Gerhard Neun vom Brennstoffhandel Baumanns."Unsere Auftragsbücher sind um mehr als 100 Prozent voller als sonst", bestätigt Regina Barth vom Mineralöl-Kontor Bama.Liege die Liefermenge sonst bei rund 700 000 Liter pro Tag, so werden derzeit bis zu 1,5 Millionen Liter ausgeliefert.Für den Preisanstieg von rund sieben Mark pro 100 Liter leichten Heizöls seit Anfang des Jahres macht die Händlerin jedoch nicht allein die Öko-Steuer verantwortlich."Die Mineralölkonzerne nutzen das jetzt aus", meint Regina Barth.Sie würden das Angebot künstlich verknappen und die Preise in die Höhe treiben.Daß die Preise weiter steigen, glaubt jedoch kaum ein Händler.Im Gegenteil - die Branche rechnet damit, daß im Sommer die Heizölpreise trotz der Öko-Steuer von 4 Pfennig pro Liter unter den derzeitigen Preis sinken werden."Ich würde mich in Ruhe zurücklehnen und abwarten", meint Experte Neun.

In jedem Fall ist jedoch mit steigenden Kosten für Strom, Gas und Miete zu rechnen.Nach Angaben von Bewag-Sprecher Reinhard Heitzmann wird der Preis für die Kilowattstunde Strom zeitgleich mit dem Beginn der Öko-Steuer von 27 auf 29 Pfennig für den privaten Verbraucher steigen.Damit muß einen privater Haushalt im Durchschnitt 58 Mark mehr im Jahr für Strom zahlen.Auch die Gasag wird nach einer Serie von Preissenkungen den Preis pro Kubikmeter Gas um 0,32 Pfennig erhöhen, kündigt Sprecherin Bettina Messer an."Der Nettopreis steigt nicht, das ist die Steuer", betont sie.Bleibe der Ölpreis stabil, werde mittelfristig auch der Gaspreis wieder sinken.Ausgelöst von der neuen Steuer werden nach Ansicht von Christa Fluhr vom Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU) die Mietnebenkosten klettern."Sie werden auf jeden Fall steigen", kündigt die Sprecherin an.Dabei ist nach ihrer Ansicht das Ende der Spirale erreicht."Die Mieter sind nicht weiter belastbar." Einer Studie des BBU zufolge stiegen von 1992 bis 1997 die Mietnebenkosten um über 20 Prozent.Immerhin - ein Dienstleister wird nicht an der Preisschraube drehen."In diesem Jahr wird es keine Preiserhöhung geben", verspricht Sabine Thümler von der BSR.

Keine höheren Preise für Bahnen und Busse

BVG und S-Bahn bleiben dabei: Auch mit einer Ökosteuer werden die Preise für Fahrten mit Bahnen und Bussen in diesem Jahr nicht erhöht.Nach Angaben der Senatsverkehrsverwaltung entstehen bei der BVG durch eine höhere Mineralöl- und Stromsteuer zusätzliche Kosten in Höhe von 8,3 Millionen Mark, S-Bahn und Regionalbahn müßten zusammen 2,4 Millionen Mark mehr aufbringen.Die "Berliner Zeitung" hatte gestern behauptet, allein in Berlin würde die Ökosteuer die Verkehrsbetriebe mit 70 Millionen Mark belasten.Die Verkehrsbetriebe wollen die Zusatzkosten zumindest in diesem Jahr durch Einsparungen im Betrieb auffangen.Dabei kann auch das Angebot eingeschränkt werden.

Nach Ansicht der Grünen darf die Ökosteuer auch in den folgenden Jahren zu keinen höheren Preisen führen.Als Folge des Wettbewerbs würden die Strompreise tendenziell sinken.Zudem gelte für Bahnen nur der halbe Stromsteuersatz.

Der Verband Deutscher Verkehrsbetriebe (VDV) hält ohne Verzicht auf die Ökosteuer Preiserhöhungen im Nahverkehr dagegen für unumgänglich.Dann würde aber auch die Zahl der Fahrgäste zurückgehen, heißt es beim VDV. kt

KLAUS WIEKING

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