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Berlin: Anhalter Bahnhof: Sechs Meter hohe Zäune am Tempodrom? Der Streit um den Sportplatz geht in die Verlängerung

Schon als der Platz am ehemaligen Anhalter Bahnhof noch eine staubige Wüste war, sollte hier ein Sportplatz entstehen - Mitte der 80er Jahre entschieden sich die Bezirksverordneten dafür, gebaut wurde allerdings nicht. Vor kurzem wurde auf dem Gelände der Grundstein für das neue Tempodrom gelegt.

Schon als der Platz am ehemaligen Anhalter Bahnhof noch eine staubige Wüste war, sollte hier ein Sportplatz entstehen - Mitte der 80er Jahre entschieden sich die Bezirksverordneten dafür, gebaut wurde allerdings nicht. Vor kurzem wurde auf dem Gelände der Grundstein für das neue Tempodrom gelegt. Auf der Freifläche zwischen dem historischen Porticus und der Baustelle soll jedoch weiterhin eine Sportanlage entstehen. Wie sie allerdings genau aussehen soll, darüber streiten die Bezirkspolitiker seit geraumer Zeit.

Baustadtrat Matthias Stefke (CDU) möchte auf der Fläche vor dem Tempodrom eine "wettkampfgerechte Sportanlage" mit Kunstrasen bauen lassen. Das werde ein "reiner Fußballplatz", kritisiert dagegen die grüne Bezirksverordnete Gisela Gülbahar seine Planung. Sie fordert eine multifunktionale Sportanlage, die auch von Nicht-Vereinsmitgliedern für Volleyball, Softball oder Baseball genutzt werden könnte. Dem Stadtrat wirft sie vor, er habe nur die Interessen der Fußballclubs im Blick - der aber will von diesem Vorwurf nichts wissen. "Es gibt 147 Fußballmannschaften im Bezirk, und die anderen Sportarten werden nun einmal nicht in dieser Intensität nachgefragt." Und: "Wenn wir schon auf einer der letzten Freiflächen einen Sportplatz bauen, dann sollten wir es auch richtig tun." Konkret heißt das: Um für Punktspiele tauglich zu sein, muss der Platz die vom Berliner Fußballverband vorgeschriebene Größe besitzen, und er muss eingezäunt werden.

Nicht nur Anwohner haben sich bereits über diese Pläne beschwert - auch die Tempodrom-Chefin Irene Moessinger hält sie für nicht hinnehmbar. Der öffentliche Charakter werde ebenso zerstört wie die Ästhetik des Platzes. Sie verweist auf ein Gutachten, das der Senat in Auftrag gegeben hat. Das Urteil des Planungsbüros Krafft-Wehberg ist vernichtend: "Niemand war sich über die städtebaulichen Konsequenzen im Klaren, die ein so dominanter Bau wie das Tempodrom mit sich bringen würde", sagt Planer Hans-Hermann Krafft. Er hat vorgeschlagen, den Sportplatz zu verkleinern und abzusenken, damit die sechs Meter hohen Ballfangzäune nicht allzu sehr stören. Entlang dem Platz will er Baumreihen pflanzen und Raum für andere Sportarten und Kinderspielplätze schaffen. Damit könnte sich auch der Architekt des Tempodroms, Stefan Schütz, anfreunden: So könnten Sport, Kultur und Grün zusammengebracht werden.

Zu Redaktionsschluss tagten im Rathaus Kreuzberg mehrere Ausschüsse zum Thema. Wenn - wie erwartet wird - eine Mehrheit von CDU und SPD an den bisherigen Planungen, die Stefke vertritt, festhält, könnte ein endgültiger Beschluss für den Wettkampfplatz schon in der nächsten BVV-Sitzung am kommenden Mittwoch gefasst werden.

jom

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