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Berlin: Anschlag auf Arzt: 7000 Gifte wurden analysiert

Chef des getöteten Charité-Mediziners schließt Konkurrenzdenken alsMotiv aus

Der Giftanschlag auf einen Arzt der Charité wäre wohl nie aufgedeckt worden, wenn die Ermittler nicht die Wasserflasche gefunden hätten, aus der der 36Jährige getrunken hatte. Wie berichtet, war der Kardiologe Felix M. am Abend des 5. März in seiner Wohnung zusammengebrochen. Er hatte zuvor im Forschungszentrum des zur Charité gehörenden Virchow-Klinikums Mineralwasser getrunken, das mit einer Laborchemikalie aus der Gruppe der Polyacrylamide versetzt worden war. Die Flasche stand auch Stunden, nachdem M. mit schweren Vergiftungssymptomen auf die Intensivstation gebracht worden war, noch im Labor. Nur dadurch habe man einen Anhaltspunkt gehabt, sagt Rainer Dietz, Chefarzt der Kardiologie der Charité und Vorgesetzter von M. „Wir haben zuvor Blut- und Urinproben des Patienten in zig Labore geschickt und auf 7000 Gifte analysieren lassen. Es wurde nichts gefunden.“ Nach der Laborchemikalie war gar nicht erst gesucht worden. „In der medizinischen Literatur sind nur drei Vergiftungsfälle mit Polyacrylamid beschrieben.“

Dass ein Konkurrent für den Anschlag verantwortlich sein soll, hält Dietz für ausgeschlossen. M. habe an einem seltenen Forschungsthema gearbeitet. Dabei geht es um die Möglichkeit, Herzmuskelzellen, die zum Beispiel nach einem Infarkt abgestorben sind, nachwachsen zu lassen. „Da gibt es deutschlandweit keine Konkurrenz – schon gar nicht im selben Labor.“ Auch einen verbitterten Patienten, der sich von M. falsch behandelt gefühlt hat, schließt Dietz als Täter aus. „Alle Beschwerden von Patienten unserer Abteilung gehen über meinen Tisch. Über M. gab es keine.“ Andererseits sagt auch der Kardiologiechef, dass irgendjemand die Chemikalie bewusst in die Flasche gefüllt haben muss.

Dietz kennt den Assistenzarzt seit zehn Jahren. „Während der drei Wochen, in denen man ihn auf der Intensivstation künstlich beatmen musste, habe ich ihn täglich besucht.“ Der Mann sei im Forschungsteam sehr beliebt gewesen. I.B.

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