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Berlin: Anstellen zum Auftauen

Schneefall verzögert Flugverkehr in Tegel Freitag wird neuer Schnee erwartet – oder Eisregen

Zehn Zentimeter Neuschnee sind genug zum Rodeln. Und deutlich zu viel für einen Flugbetrieb nach Plan: In Tegel fielen gestern mehrere Maschinen aus oder starteten mehr als zwei Stunden verspätet, nachdem es bis zum Vormittag geschneit hatte. Entweder waren sie schon viel zu spät von anderswo gelandet, oder sie standen Schlange zum Enteisen. Maximal 18 Maschinen pro Stunde müssten nach Angaben von Flughafensprecherin Rosemarie Meichsner zur morgendlichen Stoßzeit starten, aber nur zehn bis zwölf können enteist werden. Manche mussten sogar mehrfach anstehen, weil sie nach der ersten Behandlung wegen Schneetreibens am Zielort – gestern beispielsweise in München und Stuttgart – dann doch nicht starten durften. Mehr Enteisungskapazität sei aber kaum zu organisieren, heißt es bei Flughafengesellschaft und dem zuständigen Unternehmen Globe- Ground: Ein Enteiser koste rund 650 000 Euro, außerdem müsse die Defroster-Flüssigkeit separat aufgefangen werden.

In Schönefeld starteten die meisten Flüge am Mittag wieder nach Plan. Auch der Straßenverkehr lief – nach einigen Staus am Morgen – normal. „Die Hauptstraßen sind weitestgehend geräumt und gestreut“, hieß es bei der BSR, deren Straßenreiniger die ganze Nacht lang mit 500 Räumfahrzeugen unterwegs waren. Ab Mittag sollten die ersten Nebenstraßen in Angriff genommen werden – zur Erleichterung der BVG, deren Busse auf verschneiten Straßen in den Außenbezirken teilweise 20 Minuten verspätet fuhren. Abgesehen von einem Unfall gab es nach Angaben von BVG-Sprecherin Petra Reetz aber keine großen Probleme, im Gegenteil: „Die Menschen in dieser Stadt sind anscheinend doch vernünftig“, sagte sie angesichts ungewöhnlich voller Bahnen. Die Polizei registrierte bis 16 Uhr 228 Unfälle. Das sei etwas mehr als üblich, hieß es. In aller Regel habe es nur Blechschäden gegeben.

Die S-Bahnen und Regionalzüge fuhren laut Bahn AG überwiegend pünktlich. Schienenfahrzeuge haben ein ebenso altmodisches wie effektives Mittel gegen Glätte an Bord: Bei Bedarf rieselt aus Rohren feiner Sand vor die Räder – die Bahn ist also ihr eigenes Streufahrzeug. Außerdem hat die S-Bahn ihre Fahrer mit Defroster-Spray ausgerüstet, damit sie vereiste Türschließer selbst abtauen können.

Die nächsten Tage werden nicht nur für Meteorologen spannend: „Freitag und Samstag sind völlig unsicher“, sagt Friedemann Schenk von MC-Wetter: Eisregen oder Neuschnee mit Verwehungen sei die Frage; je nachdem, welche Luftströmung wie weit vorankomme. Zur Wahl stehen eine Warmfront in Westeuropa und – 30 Grad kalte Luft über Russland. Letztere werde sich auf jeden Fall nächste Woche bemerkbar machen – mit Dauerfrost und Sonnenschein.

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